An einen befreundeten Schriftsteller ist vor einem Jahrzehnt ein Archivar, mit dem Ansinnen seinen Vorlass anzukaufen, herangetreten. Mit diesem Verkauf könnte er seine spärlichen Einkünfte aus dem literarischen Leben aufbessern. Besonderes Interesse zeigte der Archivar für handschriftlichen Aufzeichnungen, seien es Romanentwürfe, handgeschriebene Korrespondenz und Notizhefte. Der Freund stellte zu seinem Bedauern fest, dass er kaum über handschriftliche Notizen und Korrespondenz verfügte. Er gehört zur Generation, wo die Verwendung der Kofferschreibmaschine ein Fortschritt war und Handschriftliche obsolet wurde. In den nächsten Jahren bemühte er sich handschriftliche Vornotizen anzulegen, Briefe mit Füllfeder zu schreiben und Verbesserungen an seinen Manuskripten mit dem Bleistift durchzuführen. Obwohl er dem Zeitgeist entsprechend am PC arbeitete. Der Computerausdruck eines Emails ist ein Allerweltprodukt, etwas maschinengefertigtes. Im digitalen Zeitalter ist wieder handgemachtes gefragt. Wie bei den Gebrauchsgegenständen erzielt das Handgemachte einen höheren Preis.
Es wäre zu weit gegriffen, würde man einigen Schriftstellern unterstellen, sie würden um des Geldes willen ihre Notizen mit der Hand niederschreiben. Zwischen der schreibenden Hand und dem Gehirn dürfte es einen regen Austausch geben, die Gedanken fließen aus der Feder. Wird bei einem Vortrag händisch mit geschrieben, bleibt der Stoff besser im Gedächtnis. Es ist ein sinnlicher Akt, wenn man mit einem Bleistift etwas auf ein Blatt Papier oder in ein Notizheft schreibt. In einem Café erziele ich die größere Aufmerksamkeit, wenn ich mir händische Notizen mache, als wenn ich am Cafetischerl etwas in meinen Laptop eintippe. In allen möglichen Lebenssituationen verfasse ich Einträge in meine Moleskin Notizhefte. In der hinteren Lasche bewahre ich Einkaufszettel, Programmzettel und auch Fahrkarten auf.
Schreibhandwerker