ABSCHIED:nehmen II

Vom „ Abschiednehmen“ gibt es viele Lieder, bei verschiedenen Anlässen  wird davon gesungen und gesprochen. An oberster Stelle meint man den  Abschied von einem anderen Menschen durch den Tod. Dieser Abschied ist ein Schnitt in das Herz, der wieder heilt, aber eine Narbe hinterlässt. Das Blut kann nicht mehr frei fließen, dies verursacht die Schmerzen im Brustbein. Es ist eine Frage wie nahe man dem Menschen gestanden ist. Qualvoll empfinden manche das Abschiednehmen, wenn sie aus beruflichen Gründen in ein anderes Land ziehen und die Ehefrau mit den Kindern oder die Eltern zurücklassen müssen. Mit den technischen Möglichkeiten von heute, wie Telefon und Email bleibt man in Verbindung. Etwas fehlt, der körperliche Kontakt, von Haut zu Haut.

Ein anderes Abschiednehmen steht in Verbindung mit dem Wort „Heimat“, aus einer Wohnung, von einem Ort wegziehen. Ein Tal wo man jahrelang gelebt hat, eine Felswand, einen Berggipfel auf den man täglich geschaut hat, verlassen. Der Dobratsch zeigt sich zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten immer in einer anderen Farbe. In der “Roten Wand” habe ich täglich etwas Neues entdeckt. Der Felsen hat mich getröstet, wenn ich traurig war, hat mir Ratschläge gegeben, wenn ich seine Hilfe gesucht habe und hat mir Ruhe und Sicherheit vermittelt. Er hat mich an seine Brust gedrückt und gesagt: „Auf diesen Felsen kannst du dein Leben bauen“. Er wird mir in meiner neuen Heimat fehlen.

Absturzsicher.

NAH:erlebnis

Im Haushalt von jungen Leuten ist es heute nicht mehr üblich, dass die Bett- und Unterwäsche gebügelt wird. Vieles wird nach dem Waschen ohne Bügeln verräumt, niemand hat dafür die Zeit und man legt auch keinen Wert darauf. Immer öfter wird Einweggeschirr verwendet, so kommt nach dem Essen alles in den Müll, das Essgeschirr und die Essensreste. Das Vorzeigebeispiel sind die Mc Donalds Restaurant. In Amerika gibt es auch in der gehobenen Mittelschicht kein Essgeschirr mehr wie wir es in Europa kennen, alles Einweggeschirr.

Auch die Ordnung in den Brieftaschen nimmt weiter ab. Ältere Menschen sind unglücklich, dass sie nach dem Zahlen im Supermarkt nicht die Zeit haben, die Geldscheine ordentlich in der Brieftasche zu verstauen. Hinter ihnen wartet schon der Nächste zum Zahlen, im Straßenverkehr würde man sagen der Nachkommende „drängelt“. Wer ist im Supermarkt der Nächste?

Nah und frisch.

PENSIONS:antrag

Den Pensionsantrag auszufüllen und abzusenden bedeutet eine sichere finanzielle Versorgung, anderseits wechselt man die Seiten, vom Berufsleben in den Ruhestand. Man wechselt damit wahrscheinlich auch die Ansichten, vom kritischen und berufsorientierten, zum unbeteiligten und bequemen Denken.

Viele Menschen wünschen mir eine schöne Pension und Gesundheit. Es ist dasselbe wie bei einem runden Geburtstag, auch dort ist der oberste Glückwunsch, dass man gesund bleibt. Mit jeder Woche, in der ich verschiedene Schritte in Richtung Pension erledige, freue ich mich auf die nächsten Schritte. Die Bedenken, ob das Geschäft weitergeführt wird, haben sich erledigt. Vor einigen Jahren bestand die Perspektive darin, einen Totalabverkauf durchzuführen.

Pensionserhöhung.

LEBENS:mittel

Kommt man zufällig oder mit einem Besuch in ein Einkaufszentrum, dann wird es schwer im Lebensmittelmarkt die Präsentation von Fleisch, Wurst oder Käse zu akzeptieren. Dort geht man an Schütten und Gitterkörben vorbei, wo sich das Fleisch, die Wurst und der Käse zu Aktionsbergen türmen. Die Nahrungsmittel werden öffentlich zur Schau gestellt, dass an ihnen nichts intimes bleibt. Man bekommt das Gefühl, dass diese Lebensmittel aus einer anonymen Fabrik kommen und genauso vom Fließband laufen, wie ein Staubsauger oder eine Bohrmaschine. Die Schleuderpreise, mit denen die Milch oder das Fleisch angeboten werden, werten die Nahrungsmittel noch weiter ab. Den Landwirten ist es aufgestoßen, dass nicht nur ihre Produkte, sondern auch ihre Arbeit und ihr Beruf durch diese Preisschlacht abgewertet werden. Wer weis, wie viel Liebe und Arbeit im Brot, in der Milch, Käse, sowie Fleisch steckt, erschrickt darüber wie die Lebensmittel durch die Art der Präsentation und die Rabatte abgewertet werden.

In der Großbuchhandlung werden die Bücher stapelweise auf sogenannten Aktionstischen angeboten. Bücher, die in den Zeitungen, im Hörfunk oder im Fernsehen besprochen werden, die Bestseller. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand stehen bleibt ist dort am größten, wo der Stapel am größten ist. Ein Bücherstapel kommt mir vor, wie ein Haufen Erbrochenes, wo der Autor seine innersten Gedanken erbrochen hat. Einmal mit schönen Bildern bereichert, ein andermal mit engen Zeilen bedruckt. Genauso wie den Nahrungsmitteln ergeht es den Büchern, auch hier kommen die Schleuderpreise zur Anwendung. Wer nicht zur absoluten unterhaltsamen Spitze gehört, wird verramscht. Wie mag sich ein Autor fühlen, der sein Buch um Euro 2.99 und darunter, auf einem „Wühltisch“ liegen sieht?  

Dreißig Zeilen.       

JUBILÄUM:spiel

Anlässlich des zehn Jahresjubiläum seit  der Jahrtausendwende hat sich in der Verwandtschaft ein Frage- und Antwortspiel entwickelt. Um der Geschwindigkeit, mit der diese Jahre vergangen sind, etwas von der Grausamkeit zu nehmen, fragt man sich gegenseitig, was einem in den letzten zehn Jahren am meisten Freude gemacht hat. Von den Unfreuden,Gott sei Dank gibt es keine größeren Unglücke, will man nicht reden. Die Ereignisse fallen ganz unterschiedlich aus. Die jüngere Generation hat viel erlebt, Hochzeiten, die Geburt von Kindern, Schulanfang, Wohnungswechsel, neue Autos und den Wechsel der Arbeitsplätze. In der mittleren Generation spürt man die Langeweile, man hat im Konsumleben seinen Platz gefunden und einen Wohlstandsbauch angesetzt. Dazwischen mischt sich die Sorge, dass die geschaffene Idylle Sprünge bekommen könnte. Die Wirtschaftskrise den Arbeitsplatz gefährdet, die Partnerschaft durch Außenstehende oder vom Partner selbst zerstört werden könnte. Der Partner eine neue geistige oder körperliche Herausforderung sucht, um die Langeweile zu durchbrechen. Bei den älteren Angehörigen herrscht darüber Verwunderung, dass zehn Jahre vergangen sind,  es entsteht Panik.

Bezieht ein  Alleinstehender eine neue Wohnung, müsste es nach meinen Erleben dazu führen, dass er sich Gedanken macht, ob es erfüllend ist, wenn er allein bleibt. Wäre es nicht schöner die Freude, über eine neue Wohnung, mit jemand anderem zu teilen. In Zukunft zu zweit  den Abend und das Wochenende zu verbringen. Es gibt Menschen, die sind sich allein genug, die in Abrede stellen, dass sie jemanden brauchen. Die Gefühle für andere verweigern,sie würden sich nur gestört fühlen, müssten auf jemanden anderen Rücksicht nehmen. Das einzige Sprachrohr ist das Telefon, zu den Heiligen Zeiten, Weihnachten und Ostern.

Schutzbehauptung.