tisch:gespräch II

Die Tischnachbarn kann man sich bei einem familiären Mittagessen zumeist aussuchen. Jemanden, mit dem man viele Gemeinsamkeiten hat und auch ganz spontan einmal den Platz wechseln. Dies ist bei einer Busgesellschaft nicht immer der Fall. Zumeist sind es unbekannte Menschen, mit denen man gemeinsam einen Tages- oder einen Mehrtagesausflug unternimmt. Beim Mittagessen muss man sich entscheiden, bei welchem Tisch man Platz nimmt. Zumeist kommt man aus demselben Umland und spricht dieselbe Sprache. Es kann unangenehm sein bei fremden Leuten zu sitzen. Das Fremd bezieht sich darauf,dass man die Namen der Tischnachbarn noch nicht kennt. Beim Platz-nehmen kann man beobachten, wie sich viele bemühen, zu zweit einen leeren Tisch zu besetzen. Solange dies möglich ist, einmal ist mit den freien Tischen Schluss.

Ein weiterer Aspekt bei den Busreisen sind die  Alleinreisenden Frauen. Es sind zumeist nur wenige Paare und viel älteres Publikum.Teilweise aus Bequemlichkeit, zum Teil weil man nicht mehr oder nicht mehr gerne Auto fährt.  Ein anderer Grund ist die Aussicht jemanden kennen-zulernen. Zunächst sitzt man am Tisch stumm gegenüber und studiert verkrampft die Speisenkarte.  Bei anderen Gelegenheiten beeilt man sich etwas vom Buffet zu holen. Es bedarf nur eines beiläufigen Satzes, schon fühlt sich jemand angesprochen und die Stimmung ist um vieles gelöster. Möglicherweise ein etwas abgedroschener Einstieg, man sagt etwas zum Wetter, lobt den schönen Tag. Sonniges Wetter lässt einen Ausflug auf jeden Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen. Gut aufgenommen werden ein paar Gedanken zur Landschaft, zu den Sehenswürdigkeiten die man bereits oder die man noch ansehen wird. Vermeiden sollte man Bemerkungen zur aktuellen politischen Lage, dabei können Sympathiekollisionen entstehen. Zumeist ziehen diese die Stimmung, obwohl man auf der Reise positiv gedopt ist, in das Negative. Wem bringt heutzutage die Politik etwas positives, außer den Funktionären selbst? Es ist der Staat, die Politiker, die uns unsere Ersparnisse wegnehmen und im schlimmsten Fall verludern.  Die Leistungen welche der Staat für uns erbringt und die wir in Anspruch nehmen, gehen in der allgemeinen Politikverdrossenheit unter. Eine positive Aussage und schon ist das Eis am Tisch gebrochen. Ausnahmen bilden Menschenmuffel welche alles ablehnen, in keine Tischrunde eingebunden werden wollen. Auch dies muss man akzeptieren und im Hinterkopf haben, dass man damit  nur für eine kürzere Zeit auskommen muss.

Aufbruchstimmung.

tisch:gespräch I

Wer es schon probiert hat zu den sogenannten Feiertagen in einem Restaurant, dabei ist nicht an ein drei Sterne Restaurant gedacht, sondern an ein gut bürgerliches, einen Tisch zu reservieren, der muss zumeist mit einer Absage rechnen. Wir sind wie Lemminge, von denen man sagt sie treten in Schwärmen auf. So wird es auch wieder zum Pfingstwochenende geschehen. Besuchen Menschen ein Restaurant, dann meistens zu denselben heiligen, bürgerlichen und festlichen Zeiten. Bei einem Anruf kommt es zu verschiedenen Modalitäten: Die einen verbinden von der Rezeption zum Restaurantleiter, andere fragen gleich wie viele Personen kommen werden und ob man schon weiß was man Zuspeisen wünscht? Heute ist es nicht der Termin um 12 Uhr Mittag welcher schon besetzt ist, sondern Termine ab 13 Uhr. Das Wochenend- und Festtagsverhalten hat sich verändert.  Man steigt am Sonntag nicht um 7 Uhr aus dem Bett, sondern genießt es an Sonn- und Feiertagen länger zu dösen. Dieses Verhalten geht damit einher, dass nur ein Bruchteil von früher eine Sonntagsmesse besucht. Unabhängig welcher Religion man angehört. Einst war man früh hell wach, hat gefrühstückt und freute sich dabei schon auf das Mittagessen nach dem Kirchgang. Heute gibt es den umgekehrten Trend. Man steht am späten Vormittag auf und begibt sich in ein Cafe, welches bis um 14 Uhr Frühstück anbietet. Dort wird kräftig zugelangt.

Die vornehmere Gesellschaftsschicht  konsumiert das Frühstück und das Mittagessen in Einem. Weit verbreitet ist der Brunch. Nach der Qualität des Restaurants gibt es dabei unterschiedlichen Preislevel. Für Gäste mit geringem Appetit, solche die sehr figurenbewusst sind, wird der Brunch zu einem Defizitgeschäft. Wer keine üppigere Portion verträgt, der ist bei einem herkömmlichen Menü bestens aufgehoben.

lade:kabel II

Aus meiner Erfahrung braucht man sich, verreist man mit dem eigenen Pkw, beim Einpacken kaum Einschränken. Dies verleitet dazu, dass man um ein Drittel mehr an Bekleidung mitnimmt, als wenn man das Flugzeug, die Eisenbahn oder ein Schiff benützt. Von Vorteil ist, wenn man sich für eine strapazierfähige Urlaubsgarderobe entscheidet. Für das Galadinner im Hotel oder am Schiff braucht es nicht mehr diese erlesene Auswahl an Garderobe, wie es einmal Sitte war. Erscheint man zum Dinner in einem festlichen Anzug oder Abendkleid, so sieht man am Nebentisch junge Leute in T-Shirt, Jeans und grell gefärbten Joggingschuhen. Zumeist im Kreis mit Gleichgesinnten, manches Mal sind es auch ältere Personen. Es ist dies ein Schlag in die Magengrube der festlich Gekleideten.

Einen besonderen Stellenwert nehmen die Reise- und Ausweisdokumente ein. Von den Flug- und Schifffahrtsgesellschaften gibt es den dringenden Hinweis, die Dokumente und die persönlichen Medikamente, wenigstens für zwei Tage bei sich im Handgebäck mitzuführen. Es ist nicht auszuschließen, dass das Gepäck einmal später ankommt und nachgeliefert wird. Von besonderer Bedeutung ist dieser Hinweis für die Senioren, bei denen steht die Sorge um ihre Gesundheit an oberster Stelle.

Anders verhält es sich bei den Jugendlichen und den Berufstätigen. Bei ihnen kommt das Aufladekabel für das Handy, das Smartphone und das Tablett als erstes in das Handgebäck. Es ist selbstverständlich, hat sich der Zug oder das Schiff in Bewegung gesetzt, dass sofort nach der nächsten Steckdose gesucht wird.

Neuerdings greifen die Senioren beim Reiseantritt nach dem Smartphone um eine Nachricht für die Daheimgebliebenen abzusetzen: Man sitzt im Zug, im Schiff oder im Bus. So besänftigt man die eigenen Nerven und die der Kinder und Enkelkinder.

Magenschutz

lade:kabel I

Von der Art der Reise hängt es ab, worauf man bei den Vorbereitungen besonderen Wert legt. Geht es zu einem Städtetrip über ein verlängertes Wochenende oder um einen Besuch bei Verwandten? Es gibt einen Unterschied bei den Reiseutensilien ob das Reiseziel auf dem Land oder in einer Großstadt liegt? Steht eine klassische Urlaubreise an das Meer oder in das Gebirge bevor? Die Anwesenheit bei einem beruflichen Seminar braucht andere Klamotten als der Aufenthalt in einem Kurzentrum. Die Hauptlast bei der Kleiderauswahl  liegt zumeist bei den Frauen. Ist dies ein veraltetes Rollenbild, welches nur mehr für die Generation sechzig plus gilt? Auch hier gibt es Ausnahmen, manche Herren kümmern sich selbst um ihre Garderobe und die Pflegeprodukte für den Körper. Im Bekanntenkreis machen es sich viele Männer bequem und lassen die Ehefrauen die Urlaubsgarderobe einpacken. Ein paar geben sich selbstständig, lassen sich aber bei der Farbzusammensetzung beraten.

Betrifft es die Utensilien für die Kinder, so gehört dies in den Wirkungsbereich der Mama, die Sport- und Spielgeräte zum Papa. Während meiner Arbeitszeit an einer stark befahrenen Bundesstraße, eine Hauptverkehrsader an die Obere Adria, erlaubte es der kilometerlange Stau einen Blick in das Innere der Urlauberautos zu machen. Schrittweise schlängelten sie sich an dem Geschäft vorbei. Da sah ich wie die Hintersitze randvoll mit Strandutensilien bepackt waren. Dazwischen lugten die Kinder bei den Seitenfenstern hervor. Auf dem Dachträger waren oftmals Koffer und Taschen mit Stricken festgezerrt. Vieles wäre heute aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr erlaubt und würde die Aufmerksamkeit der Verkehrspolizei erregen.

Beim Umfang des Gepäcks spielt die Wahl des Fortbewegungsmittels eine Rolle. Wird mit dem eigenen Pkw verreist, ist es ein Busausflug oder stehen andere Verkehrsmittel wie Eisenbahn, Flugzeug oder Schiff zur Disposition.

Thörl Maglern

ge:fesselt II

Während der Zugfahrt lese ich den Aufsatz von Siegfried Lenz: „Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur“. Die Zukunft der Literatur bildet einen kleinen Aspekt von den möglichen Zukunftsszenarien für die Menschheit. Bei den vielen Szenarien für das Überleben der Menschheit ist der Bereich der Literatur wahrlich kein wesentlicher, wohl eher ein nebensächlicher Aspekt. Jene, die selbst schreiben oder gerne lesen werden diesen Aspekt für die Zukunft der Menschheit ganz anders beurteilen. Bei ihnen wird der Stellenwert höher sein als bei Anderen und den Wert einer geräumigen Wohnung bei weitem übertreffen. Lesen war noch nie ein breitenwirksames Medium, es ist ein Bildungsangebot und ein Freizeitvergnügen für eine kleine Anhängerschar. Die größte Wirksamkeit der Literatur sieht Siegfried Lenz darin, wenn in Erzählungen ein Ort, eine Talschaft oder Landstrich verortet wird. Über allen anderen Freizeitvergnügen steht für mich das Schreiben. Im extremsten Fall führt die Abstinenz vom Schreiben bei mir zu einer Verschlechterung meiner allgemeinen Befindlichkeit. So werde ich zum regelmäßigen Schreiben gezwungen.

Es wird sich erweisen, ob es durch den uferlosen Gebrauch der digitalen Medien zu einer Reizüberflutung mit Texten kommt? Durch die sogenannten Kurznachrichtendienste kommt es zu einer Verflachung der Inhalte. Die neuen digitalen Möglichkeiten sind eine Folge des Zeitgeistes, eine technische Entsprechung zur Verflüchtigung der Literatur. Zum Anderem ist es mit Hilfe der Computertechnik möglich, auch Netzliteratur zu speichern. Dies ist einer der Schwerpunkte des Deutschen Literaturarchivs in Marbach am Neckar.

Wie schnell aus einer Bahnfahrt ein Abenteuer wird, erleben wir beim Umsteigen in Stuttgart, vom EC- Zug in die S-Bahn nach Marbach am Neckar. Die starken Regenfälle am Nachmittag haben zu einer elektrischen Störung im S-Bahnverkehr geführt. Die S4 konnte wegen einer defekten Weichenstellanlage nicht abfahren. Alle Fahrgäste wurden gebeten die S5 zu benützen. Am Bahnsteig fünf war es schwarz vor Menschen, welche auf eine Fahrt mit der S5 warteten. Alle hofften einen Platz in der nächsten Zuggarnitur zu finden. Als die nächste S5 in den Bahnhof einfuhr und zum Stehen kam, quellte aus dem Zug eine Masse von Menschen. Der Zug wurde von den Wartenden gestürmt. Von Bahnbediensteten wurden die Reisenden in die Waggons hinein geschoben. Bis sich die Inneren zur Wehr setzten und nach außen riefen, es geht nichts mehr. Im Zug waren die Sitz- und Stehplätze doppelt belegt.

Verspätung