klosterruine

Eine Kurnachbarin schwärmte für den Grenzlandchor. Dazu konnte ich anmerken, dass ich vierzig Jahre in Arnoldstein als Selbständiger Kaufmann gelebt habe und einige Konzerte vom Grenzlandchor besucht habe. Mein gesangliches Talent reichte nicht bei dem Chor mitzusingen. Für die Arnoldsteiner Gemeindezeitung habe ich mit der Gründerin und damaligen Chorleiterin des Grenzlandchores, Gretl Komposch, ein Gespräch geführt. Beim Gespräch erlebte ich Gretl Komposch, eine Ikone der Kärntner Gesangskultur, als herzlich und offen.

Die Wienerin gestand offen ein, dass ihr Langzeitgedächtnis noch besser funktioniert als ihr Kurzzeitgedächtnis. Begebenheiten oder Namen aus der jüngsten Vergangenheit würden ihr manchmal entfallen. Sie ist nicht nur eine begeisterte Anhängerin des Grenzlandchor Arnoldstein, sondern schwärmte auch von ihren Aufenthalten als Kind in Arnoldstein. Bereits im Zug, wenn er über den Semmering gefahren ist, bestückt mit zwei Lokomotiven, hat sie sich auf Kärnten gefreut. Ihr Vater war bei der ÖBB beschäftigt und hat an verschiedenen Bahnhöfen im Gailtal, wie Kötschach Mauthen und Hermagor Dienst versehen. In Arnoldstein waren sie mit der Familie Frankl befreundet, aus dieser Familie ist ein Sohn Priester geworden. Gut erinnern konnte sich die Dame an einen Felsen, welcher mitten aus dem Ort ragt und darauf befand sich eine verfallene Ruine. Ich konnte ihr berichten, dass die Ruine in den letzten Jahrzehnten revitalisiert wurde und jetzt öffentlich zugänglich ist. Auf der Klosterruine finden sommersüber eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen statt. Diese Nachricht hat sie sehr überrascht, ihren letzten Ferienaufenthalt verbrachte sie in Arnoldstein vor siebzig Jahren. Ihre nächste Therapie war in fünfzehn Minuten.   

sängerknaben

Beim Verreisen sind mir die zufälligen Begegnungen mit anderen Menschen, auch wenn sie nur kurz sind, wichtig. Einerlei ob dies im öffentlichen Verkehrsmittel beim Anreisen passiert, im Hotelrestaurant oder in einem Gesundheitshotel beim Warten auf die nächste Therapieanwendung. Finden am Zielort gemeinsame Ausflüge statt, um die Landschaft oder Sehenswürdigkeiten kennenzulernen, nehme ich an, dass ich mit Gleichgesinnten unterwegs bin. Wichtig am Verreisen ist mir der Austausch von Meinungen mit Anderen. Niemals setze ich voraus, dass meine Meinung geteilt wird. Dieser zufällige Meinungsaustausch steht für mich gleichberechtigt mit dem Willen etwas Neues an Städten, Landschaften, historischen Gebäuden oder Museen kennenzulernen.

Eine kurze, aber spannende Begegnung hatte ich bei einer Pauschalwoche in einem Gesundheitshotel in Bad Vöslau. Beim Cappuccino trinken, für die Wiener ist es eine Melange, im Café vor den Therapieräumen stöhnte eine adrette ältere Dame herzzerreißend über eine Schlagzeile in der Zeitung auf. „Dies darf nicht wahr sein“, sodass ich einhackte und fragte, welche Nachricht ihr so zu Herzen geht. Die Entrüstung der besagten Dame betraf die Meldung, dass die Wiener Sängerknaben, ein Knabenchor mit Tradition, durch die Coronapandemie in die roten Zahlen gerutscht ist. Jetzt, in einem Gnadenakt vom Bundeskanzleramt mit 800.000.– Euro unterstützt werden. Gleichzeitig gab es die Meldung, dass das Umweltministerium über 30 Millionen Euro zur Bekämpfung von Klimafolgen in den heißen Süden bewilligt hat. Bei der Dame gab es Zweifel, ob die Millionen vom Umweltministerium zielgerichtet für Klimaschäden verwendet wird? Nichts davon von korrupten Beamten für persönliche Zwecke abgezweigt wird? Unlängst haben wir durch die Medien, bei allen Einschränkungen die ich ihnen gegenüber habe erfahren, dass in großem Ausmaß Teile der EU-Fördergelder im Gazastreifen von der selbsternannten Hamas Regierung für die Tunnelbauten verwendet wurden. Vorgesehen waren die Geldflüsse für das darbende palästinensische Volk und verwendet wurden sie für militärische Zwecke. Diese EU-Zuwendung erfolgte auch mit dem Geld der Österreicher. Die pensionierte Magistratsbeamtin fragte, wie global soll Österreich sein. Sie verwies darauf, wo kommt dieses viele Geld her?

bad vöslau

Auch sechs Monate nach der Hüft-OP betreibe ich morgens einige der empfohlenen Übungen zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur. Soweit ich die Physiotherapeutin verstanden habe gibt es einen speziellen Muskel, welcher von der Gesäßrückseite quer in den vorderen Oberschenkel verläuft. Dieser Muskel verursacht leichte Einschränkungen bei manchen Gymübungen, wie dem Heranziehen des Fußes an das Gesäß. Um im Sitzen die Socken anzuziehen muss ich den Fuß etwas mit der Hand anheben, das Beugen macht keine Probleme. Die meisten Bewegungen mit dem neuen Hüftgelenk funktionieren wunderbar. Zu Jahresbeginn bin ich für die Mobilität im normalen Alltag und die Schmerzfreiheit dankbar. Zu jenen, welche mich auf meine Hüftoperation angesprochen haben, habe ich von einem persönlichen Weihnachtswunder erzählt. Nicht nur der Alltag ist gut verträglich, ich konnte Weihnachten und Silvester in einem Gesundheitshotel verbringen. Eine solchen Aufenthalt habe ich mir vor und kurz nach der Operation nicht vorstellen können.

Im Kurort Baden bei Wien wird mit Schwefelwasser therapiert. Der Schwefelgeruch ist im ganzen Ort gegenwärtig. Er ist etwas unangenehm, es riecht sehr intensiv nach faulen Eiern. Die Kurstadt Baden verkauft das Schwefelwasser sehr werbewirksam mit dem Slogan, das gelbe Gold. Das Gesundheitshotel im benachbarten Bad Vöslau verfügt über ein weitläufiges Innen- und Außen Schwimmbecken. Ideal für Kurgäste mit Einschränkungen oder Beschwerden beim Bewegungsapparat. Unser letzter Aufenthalt war nicht unser erster Aufenthalt in diesem Hotel. Die ganzen Jahre war ich der landläufigen Meinung wir baden in Thermal Wasser. Dies wird speziell bei rheumatischen Beschwerden empfohlen. Durch das Vöslauer Mineralwasser hat Bad Vöslau eine österreichweite Präsenz. Bei einer Stadt Führung durch den geschichtsträchtigen Ort mit seinen historischen Villen und der Mineralwasserquelle habe ich erfahren, dass die Schwimmbecken im Gesundheitshotel mit Vöslauer Mineralwasser gespeist werden. Es kommt mit etwa 21 Grad aus dem Boden und wird für den Badetrieb zusätzlich erwärmt. Ein Jahrzehnt lang habe ich nicht gewusst, dass ich hier im Mineralwasser bade, anderseits haben wir Vöslauer Mineralwasser zu Hause auf den Tisch stehen. Der nächste Besuch, welchem wir ein Vöslauer Mineralwasser kredenzen erfährt, dass ich in dem Vöslauer Mineralwasser gebadet habe.

venedig:pkw

Damals waren die Autos richtige Kleinformate.

Seit diesem Jahr müssen Tagesgäste in Venedig eine Eintrittsgebühr bezahlen. Wer nicht in Venedig übernachtet, muss sich im Internet für das geplante Datum seines Aufenthalts anmelden. Die Gebühr beträgt zwischen drei und zehn Euro. Die Höhe ist davon abhängig, wie weit im Voraus gebucht wird. Besucher, welche mit dem eigenen Pkw anreisen müssen die Parkhäuser außerhalb der Stadt benützen. Ein Tagesticket kostet etwa wie ein Fahrschein mit dem Intercitybus Villach-Venedig hin und retour. Bei der Fahrt mit dem Bus kann man es sich bequem machen, es kommt zu keinen brenzligen Verkehrssituationen auf der Alpen Adria Autobahn.

Mitte der neunziger Jahre war es mit dem privaten Pkw noch möglich auf die Piazza Roma zu fahren und dort das Auto in einem der Parkhäuser abzustellen. Dabei brauchte es beim Hochfahren in die oberen Parkdecks autofahrerisches Geschick. Diese Parkhäuser wurden in den fünfziger Jahren errichtet und damals waren die Autos richtige Kleinformate. In den achtziger Jahren hat bei der Größe und Ausstattung der Autos eine Explosion eingesetzt. Die Misere, dass die Abstellflächen für das Auto sehr eng bemessen sind, trifft auch auf die Tiefgaragen in den Wohnanlagen, die in den sechziger und den siebziger Jahren errichtet wurden, zu.

Stand man im Parkhause in Venedig im Stau, wo kein vorwärts oder vorbeikommen möglich war, ist man vom Personal aufgefordert worden aus dem Auto auszusteigen und den Autoschlüssel stecken zu lassen. Je nach freiwerdenden Parkplätzen wurde dann das Auto vom Garagenpersonal eingeparkt. Der Parkwächter stellte eine Bestätigung mit der Autonummer aus. Selbst wurde man in den Trubel der Lagunenstadt entlassen. Abends fand man sein Auto unversehrt und eingeparkt im Parkhaus vor.

götter:speise

Zwischen zwei Übungen an den Geräten im Rückenstudio schwärmte die Nachbarin von einem verflossenen Wochenende.  An diesem hatte sie ihre studierende Tochter in Wien besucht und gemeinsam fuhren sie am Samstagnachmittag mit dem Fahrrad auf dem Donauradweg in die Wachau. In Dürnstein machten sie eine Pause in einer Konditorei, von der Torte schwärmte sie heute noch. Die Konditorei befand sich in der Nähe der Pestsäule.

Von einem Ausflug nach Dürnstein, der schon zwei Jahrzehnte zurückliegt, hat sich bei mir die Kirche mit dem blauen Kirchturm, direkt am Donauufer, eingeprägt. Damals haben wir ebenfalls in einer Konditorei eine Pause gemacht. Dazu, wo diese gelegen und wie sie innen ausgestattet war und was wir dort konsumiert haben, konnte ich keine Angaben machen. Die Wahrnehmung den Kuchen und den Kaffee betreffend war sehr eingeschränkt, völlig zugedeckt von meiner Verliebtheit. Damals bin ich mit der Angebeteten auf Händen in den siebenten Himmel entschwebt. Dürnstein verleiht der Liebe Flügel. Was bedeuten irdische Genüsse, wie der Fruchtgeschmack einer Torte, wenn das Manna vom Himmel fällt. Der blaue Kirchturm hat sich gut in unsere Gefühle integriert, wird doch der Aufenthalt im Himmel als ein Ort der Glückseligkeit verheißen. Dort müssen wir nicht mehr leiden und sind unsere Sorgen los, ein neues Wohlbefinden. Wir verlieben uns in den lieben Gott, ein ewiges Glücksgefühl, welches nie enden wird. Die irdische Verliebtheit ist eine Vorspeise des Himmels, eine Götterspeise. Deshalb sind die Götter mit dem Austeilen so sparsam. Egal um was es im Leben geht, überall herrscht Zuckerbrot und Peitsche, so auch beim Vorgeschmack auf das Ewige Leben.