BEKANNT:machen

Von Historikern wird diskutiert, ob sich die Geschichte wiederholen kann oder ob wir aus der Geschichte lernen können. Verfolge ich als Laie die Weltgeschichte, so habe ich den Eindruck, dass aus der Geschichte nichts gelernt wird. Man spricht zwar darüber, dass  die Völker friedvoller miteinander umgehen sollen, dass man Fehler beim Umgang mit anderen Nationen vermeiden wird. In den Nachrichten höre ich täglich von neuen Grenzverletzungen, Kriegshandlungen. Die Staatengemeinschaft bemüht sich die Lebensmittel besser zu verteilen, der Wasserknappheit vorzubeugen und trotzdem hungern Millionen Menschen. Auch in unseren Breiten gibt es keine soziale Gerechtigkeit. 

In der Lebensgeschichte kann sich  manches wiederholen. Ein Beispiel ist die Partnerschaft. Oft hat der neue Partner dieselben Charaktereigenschaften, der beim Vorhergehenden  zur Trennung geführt hat. In der Familie  gibt es Situationen, wo ich mir denke, dies habe ich schon einmal erlebt. In der Kulturhauptstadt sitzt in einer Trattoria eine Schwester mit ihrer Tochter. Zwischen den beiden der neue Freund der Tochter, er wird der Verwandtschaft vorgestellt. Der Freund ist ein lustiger Steirabua, das tatsächliche Alter liegt etwas darüber. Die Schwester hört dem Freund zu und ist ratlos. Fragend schaut sie in die Tischrunde. Vor einigen Jahrzehnten habe ich ähnliches erlebt. Damals hat die Schwester ihren Freund dem Vater vorgestellt. Er war ein geselliger Holzknechtbua, seine Geschichten wurden schmunzelnd  aufgenommen.  

Die Wiederholung.

WASSER:geist

Am Beginn der Schöpfungsgeschichte steht: „Der Geist schwebte über dem Wasser“. Zwischen Geist und Wasser herrscht eine spirituelle Verbindung. Wie unterschiedlich mit dem Wasser umgegangen wird und zu welchen Ergebnissen der Umgang mit Wasser führt, erlebt man im Hochmontafon. Unter der Kirche von Gaschurn gibt es einen Kraftort unter dem Motto „Wasser und Geist“, der zum Verweilen einlädt. Auf den Sitzbänken finden sich Zitate aus der Bibel. Beim Brunnen der Vers aus dem Johannesevangelium: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, dass ich ihm gebe, wird niemals mehr Durst bekommen“. Viele, die hier vorbeikommen, bringen eine Flasche Bier oder eine Dose Cola mit.

Einen anderen Kraftort gibt es weiter drinnen im Tal, in Partennen. Die Kavernenkrafthäuser von Kops I und Kops II stehen jeweils in einer Felsenhöhle im Berg und sind von außen unsichtbar. Erzeugt werden hier ca. 700 MW Strom. Damit wird der Versuch unternommen, unseren Durst nach elektrischer Energie zu stillen. Frei nach Johannes: „Wer von dieser Energie trinkt, wird immer mehr Durst bekommen.“

Was ist der größere Kraftort, wo kann man mehr Energie schöpfen? Beim Kraftwerk lässt sich die Energie in MW messen, wie kann man die spirituelle Energie messen? Was braucht es zum Leben, und bei welchem Mangel würden wir verdursten?

Wasserkraft.

MOND:nacht

Mit dem Start der ersten unbemannten Raumsonde „Sputnik“ durch die Sowjets im Jahre 1957 begann das Zeitalter der Raumfahrt. Danach begann ein Wettlauf zwischen den Amerikanern und den Sowjets, wer bringt den ersten Menschen auf den Mond. An den Start der Apollo 11 und  die  Mondlandung durch die Amerikaner am 20. Juli 1969 mit der Mondfähre “Eagale” kann ich mich  erinnern. Neil Armstrong sagte am 21. Juli 1969 (MEZ) nach dem Betreten der Mondoberfläche: “Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Schritt für die Menschheit”. Im Nachhinein betrachtet war dies für die Astronauten ein Abenteuerurlaub, weil zu dieser Zeit war die Unterstützung durch die Technik für heutige Begriffe minimal. Ein gewöhnlicher Taschenrechner besitzt heute mehr Rechenfunktionen und Speicherkapazität als damals die Steuerung des Mondautos. Wer die Möglichkeit hatte, verfolgte die Mondlandung im Fernsehen.

 

In Politzen gab es den einzigen Fernsehapparat im Gasthof Rader, Erwachsene und Kinder versammelten sich in der Gaststube. Die Erwachsenen bestellten sich ein Glas Bier und einen Salzbrezel, die Kinder bekamen einen Almdudler und eine Dreieckschnitte. Manche zweifelten an der Echtheit der Übertragung und behaupteten, diese Szenen spielen sich in einer Wüste in Texas ab. Am nächsten Tag erschien die Bildzeitung erstmals färbig, mit Berichten und Bildern von der Mondlandung. Betrachtete ich danach den Mond, versuchte ich mir vorzustellen, wie es war, als die Astronauten am Mond gelandet sind. 

 

Nach der Mondlandung kauften immer mehr Haushalte einen Fernsehapparat. In Politzen kaufte sich ein Mann, der nicht lesen und schreiben konnte, als Erster einen Fernseher. In der Gaststube führte er das große Wort, er wusste durch die Fernsehnachrichten über alles Bescheid.

 

Das Fernsehwissen.      

GE:druckt

 

In den Informations- und Medienbereichen hat die Geschwindigkeit zugenommen, auch im Druckereigewerbe. Besucht man ein Druckzentrum für Tageszeitungen wird einem bei der Geschwindigkeit, mit der die Zeitung hergestellt wird, unheimlich. Der Rotationsdruck entzieht sich ob der Geschwindigkeit dem menschlichen Auge. Die Redaktion ist vom Druckereizentrum weit entfernt. Die Beiträge entstehen direkt am Ort der Veranstaltung, am Laptop, immer mehr steht online im Internet.   

 

Mein Lehrbetrieb umfasste eine Buchhandlung, eine Setzerei, eine Buchdruckerei und eine Buchbinderei. In der Setzerei wurden die Buchstaben händisch aus einem Setzkasten zu einer Seite zusammengefügt. Für längere Texte gab es eine Setzmaschine, wo die Buchstaben eingetippt und die Bleilettern gegossen wurden. Bei den Buchdruckmaschinen, Marke Heidelberg, verursachte der Einzug des Papieres  ein saugendes Geräusch, ich kann es vierzig Jahre später noch hören. Bei einem Spaziergang durch die Stadt Putje höre ich dieses saugende Geräusch. Durch das Fenster sehe ich dieselben Druckmaschinen, wie sie vor vierzig Jahren in meinem Lehrbetrieb verwendet wurden.

 

Druck machen.

AUS:rasten

Einen Tag in der Woche sollte man ausrasten, abschalten. Welcher Tag dies in der Woche ist, ist ganz unterschiedlich. Vor Jahrzehnten war dies traditionell der Sonntag. An diesem Tag hatten die meisten Fabriken, Handwerksbetriebe und Handelsgeschäfte geschlossen. Bei den Bauern ruhte die Feldarbeit, die Schulen und die Tankstellen waren geschlossen. Heute lösen sich diese Strukturen auf, der Mensch will an keinem Tag in der Woche auf seine gewohnten Annehmlichkeiten verzichten. So werden in vielen Dienstleistungsbetrieben und Fabriken sieben Tage in der Woche gearbeitet. Wie der Sonntag zum Ausrasten genützt wird, ist ganz unterschiedlich. Die einen erledigen eine Reparatur in der Wohnung, arbeiten im Garten, benützen den Sonntag zu einem Besuch bei Freunden oder laden zu einer Grillparty ein. Viele besuchen am Sonntag eine Veranstaltung, einen Kirchtag, ein Sport- oder Musikerfest und nehmen selbst an einem Wettspiel teil. Andere machen einen Ausflug in das benachbarte Ausland. Einen Beitrag zur eigenen Gesundheit leisten viele, wenn sie wandern, schwimmen oder Rad fahren gehen. Mit argwöhnischen Augen beobachtet die christliche Kirche die vielen Freizeitaktivitäten am Sonntag. Jahrhunderte lang stand der Besuch des Gottesdienstes im Mittelpunkt des Sonntags. Es war eine Sünde, wenn man am Sonntag die hl. Messe nicht besuchte. Heute ist man toleranter. Ich weis nicht, woher dieser Anspruch auf den Sonntag kommt.

 

Heute wird das Wort „ausrasten“ oft mit der Jugend in Verbindung gebracht, wenn sie Zuviel Alkohol trinken, Drogen konsumieren oder Mitmenschen attackieren. Früher haben die Burschen beim Kirchgang die Mädchen aus der Nachbarschaft getroffen, wobei die Mädchen aus den Arbeiterfamilien kaum die hl. Messe besucht haben. Während der Messe waren die Burschen damit beschäftigt die Mädchen zu beobachten, mit wem sie zusammensitzen, wie sie angezogen sind und ob sie nicht ab und zu einen Blick herüberwerfen. Nach der Messe versuchten sie einen Anschluss an die Mädchen, zu finden. Besaß ein Bursche ein Moped, kurvte er solange um die Mädchen, bis eines bereit war, mitzufahren.


Der Kirchgang.