grün:bereich II

In vielen spirituellen Seminaren zur geistigen Gesundheit wird Bezug auf die Mutter Erde genommen, bei den Atemübungen soll man sich erden. Es macht einen großen Unterschied ob diese Übungen in einem Innenraum stattfinden oder ob es möglich ist dieselben auf einer Wiese auszuüben. In den Dörfern gibt es Menschen die viel barfuß gehen, nur soweit es die Arbeit erfordert ein festes Schuhwerk tragen. Diese Bloßfüßler, wie sie abschätzig genannt werden, zeichnet eine robuste Gesundheit aus. Heute ist es teilweise Trend barfuß unterwegs zu sein. Vor sechzig und mehr Jahren war es einer finanziellen Notlage geschuldet. Die Kinder sind bloßfüßig über die Wiesen, Plätze und Feldwege getobt, weil sich manche Familien für jedes Kind nur ein paar Schuhe leisten konnte. Diese waren für den Sonntag reserviert. Alles konnte bloßfüßig erledigt werden, in die Schule gehen, auf dem Hof bei der Arbeit helfen, etwas im Gemischtwarengeschäft holen. Für den Kirchgang am Sonntag gehörte es sich, dass man die Schuhe anzog.

Es ist kein Zufall, dass Parteien, welche unter dem Sammelbegriff Grün bekannt sind, in den letzten Jahren mehr Zulauf haben. Man bezeichnet sie als das grüne Gewissen,  den Wald als die grüne Lunge der Erde.

Atembeschwerden

grün:bereich

Mit dem Farbton grün verbinden uns einige Emotionen. Vorne weg, entdeckt man auf der Wiese die ersten grünen Gräser und Blätter, schon beginnt man vom Frühling zu schwärmen. Wer etwas Geld auf die Budel legt, kann sich Wochen vorher aus einer Blumenhandlung einen Frühlingsboten in die Wohnung stellen. Über die Wintermonate mussten wir uns mit immergrünen Pflanzen begnügen. Sie haben nicht die dieselbe Strahlkraft wie die ersten Blumen, welche unter der Schneedecke hervorlugen. Bevorzugt setzt man im Wohnbereich, bei der Wandfarbe, bei den Vorhängen, den Polstermöbel auf einen Grünton und bringt so die persönliche Stimmung in den grünen Bereich. Salopp begrüßt man sich heute mit dem Spruch, alles im grünen Bereich?  So heißt es, trifft es vielerorts auch nicht zu. Dies verschweigt man gerne. Wer outet sich, dass bei ihm das Signal auf Rot steht, das Gegenteil vom grünen Bereich. In den Städten gibt es ein Gezeter und Gezerre um mehr Grünflächen. Vieles ist Kosmetik, zuerst werden Flächen zubetoniert, etwas weniger brutal, dem Zeitgeist entsprechend zugepflastert.

Zur Behübschung werden Betoncontainer oder Betontröge mit Grünpflanzen auf den Asphalt oder die Pflastersteine gestellt. Wer ein Gespür für Pflanzen hat spürt, wie unwohl sich diese in den Betontrögen fühlen. Um sich voll zu entfalten fehlt ihnen der Kontakt mit der Erde. Erde nicht als Material in einem Gefäß, sondern in Kontakt mit unserem Planet Erde.

Erdhügel

stuben:rein

In den 60er und 70er Jahren war es selbstverständlich, dass in den Werkstätten, Magazinen und Verkaufslokalen die Lehrlinge für Sauberkeit sorgten. Dabei wurde zwischen männlichen und weiblichen Lehrlingen kein Unterschied gemacht, niemand blieb von den Putzarbeiten verschont. Hatte der Kundenbereich einen Terrazzo Boden, war er im Vergleich zu einem Bretterboden, leichter zu reinigen. In den Firmen gab es zumeist einen Staubsauger. In der Buch- und Papierhandlung am Spittaler Bahnhof war die Verkaufsfläche der kleinere Teil, größer war das Magazin. Als jüngster Lehrling war ich dort tageweise mit dem Auspacken von Waren, dem Aufräumen in den Schubladen und dem Staubwischen in den Stellagen beschäftigt. Das Kellermagazin der Papierhandlung und jenes vom Feinkostgeschäft von nebenan, befanden sich Tür an Tür, unter den Verkaufslokalen. Die Keller waren  von außen über eine Stiege erreichbar. Mit dem Lehrmädchen vom Feinkostgeschäft verabredete ich mich zum gemeinsamen Kelleraufräumen. Dabei gehörte der Verzehr von einem Salzweckerl mit sauren Essiggurken und ein Sunkist Orange dazu.

Das Stubenrein oder hieß es Besenrein während der Bundesheerzeit in der Grazer Belgierkaserne wurde per Befehl angeordnet. Die Unterkünfte wurden vor dem Wochenende geputzt, dazu kam das Stiegenhaus und die Toiletten. Die Holzböden der Zimmer wurden mit einer Stielbürste geschrubbt. Für die meisten Grundwehrdiener war dies eine ungewohnte Tätigkeit. Die Toiletten wurden von Rekruten mit einer Disziplinarstrafe gereinigt. Nur diejenigen durften die Kaserne zum Wochenende verlassen, deren Unterkünfte stubenrein waren. Kontrolliert wurde die Sauberkeit vom Stubenältesten. In Mietverträgen gibt es heute noch den Passus, dass bei Auflösung des Mietvertrages die Wohnung stubenrein beziehungsweise besenrein zu übergeben ist.

Wetzelsdorf

besen:rein

Das Wort besenrein wird für junge Ohren altväterisch klingen. Mich begleitet das Saubermachen und alles was dazugehört seit den Kindertagen am Bauernhof. Manche werden es anzweifeln, auch auf dem Bergbauernhof herrschte in den 60er Jahren eine Art von Sauberkeit. Nicht, wie Städter vielleicht vorsätzlich vermuten, dort versank alles im Schmutz. Als Kinder wurden wir angehalten im Viehstall, während des Melken, den Stallboden mit einem Birkenbesen zu fegen. In den Wintertagen, wenn die Feldarbeit ruhte, stellte der Vater Besen, Rechen und Buckelkörbe für den täglichen Bedarf her. Von Zeit zu Zeit kehrten wir auch auf der Tenne. Vom Frühjahr bis in den Spätherbst sorgten wir  im Hof und auf den Platz vor dem Haus für Sauberkeit. Im Bauernhaus waren wir dafür zuständig, die Laben und die Betonstiege in den ersten Stock, besenrein zu halten. Diese Reinigungsarbeiten waren bei uns Bubensache, Mädchen waren auf dem Hof die Minderheit.

In der Küche, der Mittelpunkt der Familie und dementsprechend groß, wurde täglich aufgekehrt. Hier wurde gekocht, gegessen, Brot gebacken, die Hausaufgaben gemacht, Karten gespielt, Radio gehört und mit Besuchern geplaudert. Der Holzboden wurde einmal in der Woche geschruppt. Im Haus gab es zu jener Zeit kein Fließwasser. Das Wasser wurde dem Brunnen vor dem Haus entnommen und in die Küche getragen. Beim Herd, der mit Holz beheizt wurde, gab es ein Wasserschiff, dort wurde das Wasser erhitzt. Auf der Holztruhe stand immer ein Eimer mit Frischwasser. Für Holz und Wasser sorgten wir Kinder.

In einer Ecke von der Küche stand eine Waschschüssel, für die kleine Körperpflege. Die Waschschüssel wurde durch ein Küchenfenster in die angrenzende Wiese entleert. Das Plumpsklo war an das Haus angebaut, als Klopapier wurden alte Zeitungen verwendet. Nachtsüber stand in jedem Schlafzimmer unter dem Bett ein Nachttopf, welcher von Zeit zu Zeit in den Abfluss von den Dachabwässern geschüttet wurde.

Brunnentrog

stuben:rein

Katzen gehören in den österreichischen Haushalten zu den beliebtesten Haustieren. Katzenbesitzer werden in zwei Gruppen eingeteilt: Tierhalter von freilaufenden Katzen oder von Wohnungskatzen, auch Stubentiger genannt. Bei den Stubentiger geht es darum, sie ohne Zwang stubenrein zu bekommen. Sie sollen ihre Notdurft in einem, in der Wohnung bereitgestellten Katzenklo verrichten. Die Katzen wollen instinktiv ihre Hinterlassenschaft vergraben. Dies erleichtert es, sie in eine Falle zu locken, in ein Katzenklo gefüllt mit Kalkbröseln. Diese Zeit der Eingewöhnung in den Haushalt ist eine heikle Phase. Wie schnell wird der Stubentiger das Katzenklo akzeptieren? Um den passenden Ort für das Kistl zu finden, gehört Fingerspitzengefühl. Dieses sollte an einem geschützten Ort, keinesfalls in der Nähe vom Fressplatz stehen. Wer lässt sich schon gerne beim Geschäft über die Schulter schauen. Akzeptiert die Katze ersteinmal ihr Katzenklo, dann wird sie es verlässlich benützen. Zumeist werden Abweichungen bei der Benützung des Kistl als Unzufriedenheit des Stubentiegers mit seinem zuhause und mit seinen Mitbewohnern gedeutet.

Ob Schwein, Kuh, Pferd, Schaf oder Katze, es sind reinliche Tiere. Auch unter einfachen Umständen trennen sie fein säuberlich den Fressbereich, den Schlafbereich und den Kotbereich voneinander. Sie werden in einer Box niemals wahllos Kot absetzen, sondern wählen sich dafür eine Ecke aus, damit der Fress- und der Schlafbereich sauber bleiben.

Erstbezug