bahnhof:platz

An den Wertsachen, welche sie besitzen ist niemand mehr interessiert.

Wer öfters mit dem Zug unterwegs ist kennt das leidige Problem, dass sich zumeist am Bahnhofsvorplatz verschiedene Grätzel von Alkoholiker bilden. Menschen, die keine intakte Familie haben, keinen Arbeitsplatz und wohl oft keinen fixen Wohnplatz haben, bilden hier kleine Gruppen. Der Südtirolerplatz, wie der Bahnhofsvorplatz in Salzburg offizielle heißt, ist ein Treffpunkt für Schicksalsgenossen. Auf den öffentlichen Bänken sind ihre Habseligkeiten hinterlegt. An den Wertsachen, welche sie besitzen ist niemand mehr interessiert. Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit sind diese gestrandeten Personen am Bahnhofsplatz vermehrt anzutreffen. Wer keine geregelte Arbeit oder Schlafstelle hat, erscheint nicht in einem Business Anzug. Befindet sich in der Nähe vom Bahnhof eine Straßenunterführung, dann ist es zumeist eine Selbstverständlichkeit, dass dort einige Nächtens schlafen. Auch tagsüber liegen dort ihre Decken oder von den Privilegierten ihr Schlafsack auf dem Trottoir. Neben dem Autoverkehr, aber im Trockenen, verbringen sie ihre Nachtruhe. Die Schicksale, welche sie hierher auf den Bahnhofsvorplatz verbannt haben, bleiben den meisten Bahnreisenden verborgen.

Ich stelle mir vor, dass für Pendler, welche täglich den Bahnhofsvorplatz überqueren, dieser Anblick eine Selbstverständlichkeit ist. Für mich, ein Genussreisender, ist es ein verstörender Anblick, komme ich aus dem Bahnhofsgebäude einer größeren Stadt wie Prag, Wien oder wie zuletzt in Salzburg und stoße auf Gruppen, in überwiegender Zahl sind es Männer, mit Bierdosen in der Hand. Es entsteht für mich der Eindruck, dass man sich von Seiten der Stadtgemeinde Salzburg mit dieser Situation arrangiert hat. Beim Standplatz für die Taxis sind an den Stahlträgern für die Überdachung Tafeln mit Alkoholverbot angebracht. Zwei Meter weiter stehen oder sitzen die Obdachlosen auf den Betonsockel, leere Bierdosen und sechser Trägern Stiegl Bier auf den Boden. Unklar ist für mich, sind diese Betonquader zum Sitzen gedacht oder handelt es sich dabei um eine Kunstinstallation?

schärd:ing II

„Grüß Gott der Herr, haben wir beide heute ein Rendezvous“?

Am Montagnachmittag sitze ich auf dem Schärdinger Hauptplatz vor einem Café, Visasvis der Silberzeile. Damit ist in Schärding eine bunt bemalte Häuserzeile gemeint. Ich blättere im neu erworbenen Buch von Albert Camus: „Das Exil und das Reich, letzte Geschichten“ Geschichten, welche Camus kurz vor seinem tödlichen Autounfall veröffentlicht hat. Die Bedienerin bemerkt, dass die Bücher von Albert Camus schwer zu lesen sind, eine anspruchsvolle Lektüre. Vor Jahren hat sie, Der Fremde von A. Camus, gelesen. Eine Leidenschaft, von der ich auch nach einem Jahrzehnt Rente nicht loskomme, ist das Stöbern in einer Buchhandlung. Bei einem Besuch einer fremden Stadt gehört das Stöbern in der Stadtbuchhandlung dazu. Soviel Zeit muss sein. In der Schärdinger Stadtbuchhandlung ist im ersten Stock ein Lesecafé integriert. Vorbei an den Papierwaren und Geschenkartikel im Erdgeschoß führt eine einladende Treppe in den ersten Stock. Das Lesecafé ist mit gediegenem Mobiliar, mit voluminösen Ledermöbeln, ausgestattet und fügt sich mit der Buchhandlung zu einem harmonischen Ganzen. Bestimmt wurden das Lesecafé und die Buchhandlung gemeinsam geplant und eingerichtet.  Das schmale Vordach im ersten Stock, in luftiger Höhe, wird als Caféterrasse genützt. Ein Blickfang für alle Autofahrer welche in die Innenstadt unterwegs sind. Die Bedienerin im ersten Stock betont, dass sie eine ausgebildete Buchhändlerin sei, aber mehr Zeit hinter der Café Theke verbringe, als bei den Buchregalen. Sie bieten auch ein Frühstücksservice an, dies nehmen mehr Leute in Anspruch, als das Buchangebot. 

Beim Blättern im Buch von Albert Camus nähert sich meinem Tisch eine Dame, groß, schlank, mit Sonnenbrille. „Grüß Gott der Herr, haben wir beide heute ein Rendezvous“? Etwas überrascht sage ich in kärntnerisch: „Na i bin a Kurgost“. Schräg gegenüber erhebt sich ein Herr.

schärd:ing

Im Hochwasser Geschehen sind Schärding und Villach Partnerstädte.

Eine Stadt zu besuchen oder dort Urlaub zu machen, welche an einem Fluss liegt oder durch die sich ein Fluss schlängelt empfinde ich als ein besonderes Erlebnis. Das Frühstücken und Abendessen in einem Gastgarten mit Blick auf den Fluss ist etwas Besonderes. Für mich verbunden mit Melancholie, der stete Fluss des Wassers als Parabel für den Fluss des Lebens, für die Zeit ohne Wiederkehr. Dasselbe Wasser fließt nur einmal vorüber. Schärding am Inn wird auf einer Seite durch hohe Ufermauern vom breiten Inn abgegrenzt. Vom höhergelegenen Gastgarten eines Wohlfühlhotels geht der Blick direkt auf die Wasseroberfläche, er überspringt die Flusspromenade. In der Nähe überquert eine Brücke den Inn und verbindet Österreich mit Deutschland. Die Brückenpfeile aus Granit stammen aus dem 14ten Jahrhundert. Wie ist es den damaligen Baumeistern gelungen die Pfeiler im Flussbett zu verankern? In dieser Bauphase die Fundamente von den Wassermassen freizuhalten?

Das Wohlfühlhotel wurde in den Jahrzehnten des Bestehens immer wieder von den Hochwassern des Inns heimgesucht. An zwei Hausecken sind die Hochwassermarken eingezeichnet, eine davon reicht bis in den ersten Stock. Das Hotel ist mit zeitgenössischen Kunstwerken ausgestattet. Die Bilder, Installationen und Skulpturen sind Teil der Hoteleinrichtung, es gibt dazu einen eigenen Kunstführer. Darin werden die Künstler vorgestellt und ihre Werke für die Kurgäste zugänglich gemacht. Der Hotelbesitzer erzählte mir, gibt es eine Hochwasserwarnung, dann werden als erstes die Kunstwerke des Erdgeschosses in den oberen Stock geschafft. Das letzte große Hochwasser war im Jahre 2013 mit einem Pegelhöchststand von 10, 50 Metern. Das Wasser des Inn erreichte den oberen Stadtplatz von Schärding. Beiläufig erwähnte der Masseur, dass die Massagekabine beim letzten großen Hochwasser überflutet war. Im Hochwasser Geschehen sind Schärding und Villach Partnerstädte. In Schärding tritt der Inn über sein Ufer, in Villach die Drau.

e:mobil II

In den siebziger Jahren den Grazer Jakominiplatz mit einem Lkw zu überqueren war herausfordernd.

In den ersten Fahrstunden gab es Anpassungsschwierigkeiten beim Wegfahren nach einem Halt bei den Ampeln, es sollte synchron mit allen anderen Autofahrern erfolgen. Dies bedeutet nicht zu schnell wegzufahren um keinen Auffahrunfall zu verursachen und nicht zu lange zögern, damit auch andere noch die Grünphase nützen können. Ein kritischer Moment war das Wegfahren mit dem Lkw in einem Steilstück der Grazer Innenstadt. Das Kunststück für den Fahrschüler bestand darin, alles ausgewogen zu betätigen, die Bremse, die Kupplung und das Gaspedal. Damit der Lkw ruckfrei in Fahrt kommt. Dabei sind Pannen aufgetreten, der Lkw ist zurückgerollt, hat einen schnellen Sprung nach vorne gemacht oder der Motor wurde abgewürgt.

Eine Besonderheit im Stadtverkehr war die Vorrangstellung der Straßenbahn. In den siebziger Jahren den Grazer Jakominiplatz während des Abendverkehrs mit einem Lkw zu überqueren war herausfordernd. Es gab keine Ampeln, für die Straßenbahn, die Linienbusse, den Pkw- und Lkw Verkehr galt alleine die Rechtsregel. Bei der Fahrprüfung wäre ich in einem Steilstück beim Wegfahren fast gescheitert. Beim ersten Versuch ist der Motor abgestorben, beim Zweiten auch. Der Prüfer hat mir erlaubt es ein Drittes Mal zu versuchen, dann hat es geklappt. Mit einem zugedrückten Auge bin ich durch die Fahrprüfung gekommen. Die Fahrstunden mit dem Lkw im Stadtverkehr machten Schwierigkeiten. Heute bin ich über diese harte Schule froh.

Die Benützung der Grazer Straßenbahn während der Bundesheerzeit war ein Erlebnis, wir hatten Freifahrscheine. Wer im städtischen Bereich aufgewachsen ist wird die nötige Erfahrung mit Bus, Straßenbahn und U-Bahn besitzen. Um nicht Schaden zu erleiden ist es wichtig sofort den nächsten freien Sitzplatz zu schnappen und nicht lange zu zaudern. Wo gibt es einen schönen Platz mit mehr Aussicht? Für die Stadtbewohner geht es darum, möglichst schnell von einem Stadtteil zum Nächsten zu kommen. Die Ausstattung der O-Busse von heute, wie ich es öfter in Salzburg erlebe, hat mit den damaligen Triebfahrzeugen wenig Gemeinsames. Eines ist geblieben, man soll sich schnell niedersetzen.

e:mobil

Meine ersten Fahrversuche endeten damit, dass der LKW ein paar Hupfer machte .

Das hochgesteckte Ziel in der Europäischen Gemeinschaft ist, ab dem Jahre 2035 keine Neuzulassung mehr von Autos mit einem Verbrenner Motor. Keine Benzin- oder Dieselautos wie wir sie heute kennen. Damit will die EU die Wende zur E-Mobilität herbeiführen. Bin ich ehrlich zu mir, dann wird sich durch mein Alter die Frage nach einem neuen Auto, E-Auto, nicht mehr stellen. Ich kann mir vorstellen, dass die Bedienung und das Fahren mit einem Elektromobil etwas anderes sind, als mit einem Benzin- oder Dieselauto. In nächster Zeit werde ich eine Probefahrt mit einem E – Auto unternehmen. Wie sich das Wegfahren und das Beschleunigen gestaltet, darauf bin ich neugierig. Das Wegfahren erfordert Fingerspitzengefühl, wovon ich sagen würde, dabei kann man den langgedienten Autofahrer von dem Neueinsteiger unterscheiden. Das Anfahren gehört zu den ersten Hürden im Fahrunterricht. An diese Situation erinnere ich mich.

Erschwerend ist bei mir hinzugekommen, dass ich neben dem Führerschein A und B auch zum C- Führerschein angetreten bin. Von Beginn absolvierte ich die Fahrstunden mit einem Lkw. Der Anfang war holprig, weil ich keinerlei Fahrpraxis hatte. Wie stimme ich das Lösen der Handbremse mit dem Kupplungs- und Gaspedal ab? Meine ersten Fahrversuche vor der Belgier Kaserne in Wetzelsdorf endeten damit, dass der Lkw ein paar Hupfer machte, dann stillstand und ich wieder neu starten musste. Ab der dritten Fahrstunde beherrschte ich das Wegfahren auf dem Vorplatz der Belgier Kaserne in Graz. Die Fahrstunden absolvierte ich abends, in der Zeit des Berufsverkehrs.