ROM:splitter I

Im Gailtal liegt der erste Schnee, so glaubt man wieder an weiße Weihnachten. Zurzeit hat man den Glauben an die Wirtschaft, an die Kaufkraft verloren, da kommt eine Romreise zur rechten Zeit. Die Vorsorgepläne brechen ein, die Fonds verlieren an Wert, jetzt steht der Zusammenhalt in der Pfarrgemeinde im Vordergrund, nicht die Zeremonien. Es gibt begabte Zeremonienmeister. Für die Pilgerreise nach Rom erwartet man sich schönes, warmes Wetter. Ist man mit einer Reisegruppe unterwegs, hofft man auf nette Leute. Es ist gut, sich auf das Reiseprogramm, Romreise mit Papstaudienz und Christbaumillumination, einzustimmen: „Montaigne, Tagebuch einer Reise durch Italien”.

Im Bus gibt es nach der Abfahrt eine Begrüßung, das erste Gebet und die ersten Informationen. In Rom leben Hunderte Leute davon, dass sie Touristen die Handtaschen, die Brieftaschen, die Handys und andere Wertgegenstände stehlen. Vorsicht vor den Taschendieben! Nehmen wir die Warnung vor den Taschendieben zu genau, dann verlieren Hunderte Menschen ihren Arbeitsplatz. Beim Busstop in der Nähe von Padua lernen wir die italienische Gepflogenheit, zuerst bei der Kassa zahlen dann zur Theke, kennen. Cappuccino und Mortadellasemmel, Euro 3.70. Vorbei an Feldern mit Kraut- und Salatköpfen fahren wir weiter in Richtung Bologna. Dort herrschen ein verwirrendes Straßennetz von Auffahrten, Abfahrten, Ober- und Unterflurtrassen, zwischen den Häuserschluchten und über die Häuser hinweg. Die Straße über den Apennin zeigt ihr wildes Gesicht, stark befahren, kurvenreich, tunnelreich und leichter Schneefall. Auf der Straße ist ein Unfall, es kommt zu einem Stau. Es wird dunkel und wir stehen noch immer im Stau. Man fängt an zu träumen: Es schneit intensiver, die Bratwürstel und die Getränke gehen aus, das Benzin geht zu Ende, es wird kalt im Bus. Wir sind am Apennin eingeschneit und niemand weiß davon. Wir sind froh, als wir im Pilgerhaus am Stadtrand von Rom ankommen, und unsere Zimmer beziehen.

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus in das Zentrum von Rom. Eine Frau im Pelzmantel führt zwei Hunde an der Leine, gekleidet in lila Mäntel, zum Morgenspaziergang. Die Lücken zwischen den langsam vorwärts fahrenden Autos benützen die Mofafahrer für eine Slalomfahrt. Am Petersplatz nehmen das Stimmengewirr, die Hektik und das Gedränge vor der Personenkontrolle zur Audienzhalle zu. Alles auf das Laufband, Handtasche, Brusttasche, Handy, Fotoapparat, Kleidungsstücke mit Reisverschluss und Prüfung durch den Metalldetektor. Der Papst in einem Sicherheitstrakt. Die Audienzhalle füllt sich mit zehntausend Menschen, auf der Bühne ist ein Stuhl leer. Wie kann man sich das Kommen des Papstes vorstellen? Zuerst hört man den Jubel, den Beifall der Leute, dann sieht man den Papst auf der Bühne, größer auf einer Videoleinwand. Ein Festakt für Rombesucher. Lesung aus dem Paulusbrief: „Hätte ich alle Schätze der Welt, aber die Liebe nicht, dann wäre ich nichts anderes als taubes Erz”.

Am dritten Besuchstag wird der Petersdom besichtigt. Nach einer Stunde Wartezeit bei strömenden Regen und umschwärmt von Regenschirmverkäufern, ist man bei der Sicherheitskontrolle angelangt. Der Petersdom überrascht innen mit seiner Größe, diese Größe beeindruckt. Wozu diese Größe, eine Machtdemonstration für wen? Ein Papstgrabmal reiht sich an das Andere, das Kirchenschiff nimmt kein Ende. Es wird unterbrochen von der Kuppel, ein Blick in den Himmel. Einmal kommt der Hauptaltar. Ein Prunkbau der Päpste, den Ort zum Beten muss man suchen. Im Dom sind mehrere Baustellen, Arbeiter, Gerüste und Kräne. Mit dem Hubstapler werden Stühle abtransportiert.

Steigen die Pilger aus ihren Komfortbussen aus, werden sie von bloßfüßigen Kindern und Frauen mit einem Baby am Arm, um eine Spende ersucht. Im Innenhof der Basilika St. Paul vor den Mauern probt der Chor aus dem Lesachtal unter Palmen, bei 12 Grad plus, Weihnachtslieder. Vor der Kirche steht zwischen den Pinien der Christbaum aus Kärnten, daheim gibt es fünfzig Zentimeter Neuschnee. Für die Besucher gibt es Villacher Bier mit dem Papstkonterfei.

Kommt man am Abend in das Pilgerhaus Fraterna Domus zurück, sehen wir von Weitem ein leuchtendes Kreuz und die Lichter der Vorstadtsiedlungen. In der Eingangshalle vom Pilgerhaus zeigt ein großes Ölbild den gekrümmten, zusammengekauerten Papst Paul II. In einer Ecke am Platz vor dem Hauptgebäude steht ein Stall, eine Krippe, mit lebensgroßen Figuren. Josef stützt sich auf einen Stock und schaut ungläubig auf das Kind in der Krippe, Maria zieht den Mantel vor der Brust zusammen, es ist ihr kalt. Ein Hirte hält ein Schaf in seinen Händen, ein zweites Schaf ist zu seinen Füßen. Auf dem Feld brennt ein Feuer. Vor der Krippe kniet ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln und lächelt das neugeborene Kind an. Eine Frau, mit einem Wasserkrug auf dem Kopf und einem Kind am Arm, geht vorbei. Vor dem Stall ist ein Ziehbrunnen. Dieses lächelnde Kind, unter einfachen Umständen geboren, hat mit seiner Botschaft die Welt verändert. Prunkbauten und Kunstschätze waren nicht notwendig.

Aus dem Tagebuch, November 2008.

ALLEN MEINEN LESERNINNEN, KOMMENTATORENINNEN und FreundenInnen ein friedvolles WEIHNACHTSFEST.

Charly & Undine. Eine Weihnachtsgeschichte.

SUCHE . WEIHNACHT

In der Vorweihnachtszeit ist das  Bedürfnis von den Mitmenschen verstanden zu werden besonders groß. Diese Erwartung haben die meisten Menschen. Im Weihnachtstrubel ist es schwierig für die Anderen Verständnis und Geduld zu zeigen. Eine Fülle von Hilfsaktionen werden gestartet um in Not geratene Menschen zu helfen. Es wird an unsere Menschlichkeit appelliert. Menschlichkeit kann man im Alltag beweisen: Wenn ich im Straßenverkehr einen anderen Autofahrer problemlos einreihen lasse, mich trotz Zeitnot im Supermarkt bei der Kassa nicht vorschwindle. Mir die Zeit nehme und jemanden der keine Ansprache mehr hat mit Interesse zuhöre.
 
Im Weihnachtsevangelium zeigt der Stern den Hirten an, wo Jesus geboren wird. Auch heute ist der Stern ein Symbol für die Weihnachtszeit. Es gibt ihn in verschiedener Ausführung. Ich kann den Weihnachtsstern in einem Topf  kaufen und bei guter Pflege blüht der Weihnachtsstern rot. An den Wohnungstüren und Fenstern sieht man Weihnachtssterne aus Stroh, Weidenruten, Goldfolie und anderen Materialien hängen. Im Neonzeitalter blinken und glitzern die Weihnachtssterne in allen Farben an Garageneinfahrten, Hauseinfriedungen und Dachfirsten. Über dem Eislaufplatz gibt es einen künstlichen Sternenhimmel. Marktplätze und Einkaufsstrassen schmücken sich mit elektrischen Weihnachtssternen. Der Weihnachtsstern vom Einkaufszentrum erleuchtet meine Wohnung. 
 
Vier  Wochen vor dem Heiligen Abend bin ich ratlos und auf der Suche nach Weihnachten. Zu meinen Weihnachtserinnerungen gehört viel Schnee und jetzt gibt es im Süden von Österreich im Tal  noch keinen Schnee. Ich glaube, egal wie alt man gerade ist, wir haben immer die Weihnachten unserer Kindheit vor unseren Augen. Zu meiner Kindheit gehörte das Zusammenleben mit Tieren auf einem Bauernhof. Meine besten  Freunde waren der Hofhund „Wächter” und der schwarze Kater „Murli” und andere Haustiere. Als der Hofhund „Wächter” verendete, konnte ich lange nur bei geöffneter Zimmertüre schlafen. In der Dunkelheit sah ich den „Wächter” auf der Zimmerwand laufen. Der Kater Murli war über fünfzehn Jahre alt, immer unterwegs und mit einem zähem Leben ausgestattet. Er schaffte es von seinen Beutezügen trotz Bisswunden, hinkenden Beinen, angeschossenem Hinterteil, nach Hause zukommen. Einmal schneite es einige Tage vor  Weihnachten einen halben Meter. Der Kater Murli blieb verschollen. Nach der Schneeschmelze wurde er bei der hinteren Hausmauer gefunden, er ist dort wohl an Erschöpfung oder Altersschwäche gestorben. Am Tag des Heiligen Abend ist eine feierliche Stimmung auf dem Bauernhof. In Haus und Hof wurde gekehrt, geputzt und gekocht. Man ging etwas früher als an anderen Tagen in den Stall um die Tiere zu füttern und die Kühe zu melken. Es kam mir vor als spürten die Tiere etwas von der Besonderheit dieses Tages. Es gab für sie eine Extraportion Leck. Um Haus und Hof wurde es still. Die Autogeräusche vom Talboden verschluckte der Schnee. Es gab keine blinkenden und laufenden Weihnachtsbeleuchtungen, nur wenige Lichter in der verstreuten Nachbarschaft. Mit Einbruch der Dunkelheit kam die Stille über die Sonnseite. In der Stille ist Weihnacht.
 
Mein Beitrag zur Blogparade-Weihnachten vom Feel-Better-Blog.
 
 
 
 

 3 Kommentar(e)     

Gerhard (27.11.07 13:30)
Schön Deine Schilderung!

Ich persönlich kann mich nur schwer zurückversetzen in die Weihnachtzeit als Kind, weiß nur unbestimmt, daß es eine Zeit war, die einlud zur Besinnlichkeit und zur festlichen Freude.

Jetzt suche ich gewöhnlich das Weite an solchen Tagen. Mir sind Festtage ein Greuel. Wohl eben, weil es keinen Weg zurückgibt.

Frank Obels / Website (27.11.07 19:38)


Danke schön fürs mitmachen – sehr schön geschrieben. Nun muss ich auch bald ran.

Herzliche Grüsse

Frank


schlagloch


Hallo Gerhard!

Ich freue mich auf alle Festtage, sie bieten mir die Möglichkeit auszuruhen und mich mit etwas zu beschäftigen, was ich gerne mache. Um den Trubel zu vergessen genügt ein Spaziergang im Wald.

Gruss schlagloch.

 

ZAHNARZT . GEBURT

ZAHNARZTGEBURT.
 
BEWEGUNGEN SIND SCHMERZEN.
BECKEN HEBEN UND SENKEN.
SCHAMHAARE KIPPEN. TRÄNEN. SPEICHEL.
SCHMERZ. WEGSCHLECKEN. KÜSSEN. ZUHÖREN.
KEINE GEBURTSURKUNDE.SPRACHE. NACHKOMMEN. VÄTER MIT MESSERN AM TISCH. SCHWÄNZEN. BÄRTEN. EIN GEDRITTELTER KÖRPER IST EIN GUTER KÖRPER. SCHMERZLOS. WILLENLOS. GESCHLECHTSLOS.  MONTAG IST ENTLEERUNGSTAG. KOPFMÜLL.
HAUSMÜLL. UNTERLEIBSMÜLL. ZUR SCHAU STELLEN. AUSSORTIEREN. WIEDERVERWERTEN.
WIEDERGEBURT. ALLES KOMMT WIEDER. DIE BLÜTEN. DIE ANGST.  DIE BAKTERIEN. OTTO WILL EINE NORMALE GEBURT.
NIE WIEDER EINE ZAHNARZTGEBURT.
ALS LACHER IN DIE WELT KOMMEN.
 
 
ALLEN MEINEN LESERN EIN FRIEDVOLLES WEIHNACHTSFEST.
 

23.12.06 09:06 verlinken / 6 Kommentare / kommentieren

 

VOR . WEIHNACHTEN

Wir haben die Gewohnheit unangenehme oder schwierige Aufgaben lange vor uns herzuschieben. In den Tagen vor Weihnachten will man unerfreuliche Dinge nicht ansprechen oder verdrängen. Dazu gehören auch soziale und mitmenschliche Dienste. Vielleicht sollte man gerade weil Weihnachten kommt einen längst fälligen Besuch im Krankenhaus oder im Altersheim machen, oder mit den Wohnungsnachbarn reden. Jetzt hat man den guten Vorsatz im Kopf, nach Weihnachten will man oft von den guten Vorsätzen nichts mehr wissen. 
 
Der Weihnachtsstern für den Wohnungsnachbar.  
 

20.12.06 15:41 verlinken / kommentieren

 

NEBEL . SCHWADEN

An regnerischen Dezembertagen hat man den Wunsch, dass sich die Nebelschwaden vor dem Fenster verziehen und der Blick auf den Mittagskogel  freigegeben wird. Dies ist verbunden mit dem Wunsch, dass sich die Nebelschwaden im Kopf verziehen, welche die Sichtweise und die Gedanken verdunkeln. Deshalb setzen viele Menschen auf die Heilkraft der Weihnachtsbeleuchtung, sei es am Balkon, an der Hausfassade oder im Garten. In Deutschland hat jemand für seine Weihnachtsbeleuchtung an seinem Einfamilienhaus 500. 000 (fünfhunderttausend) Glühbirnen angebracht. Der Strom dafür wird von einem eigenem Stromaggregat geliefert.
Die Weihnachtsbeleuchtung von den Möbelhäusern ist drei bis vier Stockwerke hoch. An manchen Tagen ist der Nebel im Villacherbecken so dicht, dass die grellsten Recklamelichter nicht zu sehen sind. Dann hört man nur die Geräusche der Eisenbahn und die Geräusche der Autos auf der Fahrt zu den Möbelhäusern.
 
Im Nebel verirrt.
  
 

18.12.06 08:07 verlinken / 2 Kommentare / kommentieren

 

ROTE . MANN

In der Vorweihnachtszeit werden mehr Wohnungseinbrüche verübt als zu anderen Jahreszeiten. Ist dies auf die frühe Dunkelheit oder auf die Geldknappheit der Menschen, die unter dem Geschenkzwang leiden, zurückzuführen? In der Nähe von Möselstein hat es innerhalb einer Woche zwei Banküberfälle gegeben. Noch nie ist die Polizei mit so hoher Geschwindigkeit durch den Ort gerast . Beide Bankräuber sind noch flüchtig. An meinem Arbeitsplatz, ein Geschäft, wurde auch einmal ein Einbruch verübt. In der Früh war eine Seitentüre aufgebrochen und im Verkaufsraum waren die Vitrinen mit den Geschenkartikel in Silber, Messing und Kupfer ausgeräumt. Überall waren die Schubladen geöffnet, vieles lag am Boden. Aus dem Getränkeautomat hatten sich die Einbrecher ein paar Colaflaschen geholt und damit im Geschäft herumgespritzt.
 
Jetzt kann man an vielen Häusern einem Fassadenkletterer bei seinem Einbruchsversuch zusehen. An einer Strickleiter, die am Balkon eingehängt ist, zieht sich ein Mann bekleidet mit einer roten Mütze und einer roten Weste die Hauswand hoch. Alle schauen ihm dabei zu, aber keiner greift ein.
 
Der rote Mann.

14.12.06 11:14 verlinken / 4 Kommentare / kommentieren

 

WA(H)RE . SINN

Nach dem Supereinkauswochende, mit dem Feiertag am 8. Dezember und dem langem Einkaufssamstag kehrt heute Normalität in den Handelsalltag ein. Auch bei vielen Konsumenten und man geht dem Gedanken nach, was man wirklich für den Alltag braucht. Von dem Gedanken was im Leben zählt ist man in der Vorweihnachtszeit weiter entfernt als sonst.
Vieles  wurde aufgeboten um die Kunden in die Einkaufstempel zu locken. Die sparsame Handelskette warb mit minus 10 % auf alles. Andere verschenkten Schipässe und verkauften Wintersportartikel um 15 % reduziert. Den Weihnachtsschmuck gab es zum halben Preis und Einzelstücke bei Spielwaren um 30 % verbilligt. Im Restaurant gab es zum Mittagessen einen Stempel in den Treuepass und das zehnte Menü um 10 Cent. So konnte jeder seine Prozente finden.
 
Nicht geklärt ist, ob Jesus eine jungfräuliche Geburt war. Moderne Religionsforscher haben aus Bibeltexten nachgewiesen, dass Jesus mehrere Geschwister hatte. Die Festlegung des Dogma der jungfräulichen Geburt erfolgte bei einem Konzil im sechstem Jahrhundert nach Christus.
Dafür interessieren sich die Kunden in den Einkaufszentren am Tag von „Maria Empfängnis” nicht.
 
Der wa(h)re Sinn.      

11.12.06 09:36 verlinken / 3 Kommentare / kommentieren

 

Alle Jahre wieder
 
Jetzt
Zugreifen
Auch Wärme
Schenken ist geil
Niedrige Heizkosten
Der Ordnung wegen
Es schneit Geschenke
Licht in schönster Form
Leise purzeln die Preise
Warum bis Ostern warten
Fleisch zu Diskontpreisen
Weihnachten kann kommen
Feiern mit dem Weihnachtshasen
Der
b(w)are
Wahnsinn
 
 
7.12.06 17:41 verlinken / 1 Kommentar / kommentieren

 

KAL . VARIJA

Mitten im Hang von Portoroz in Istrien steht die Pfarrkirche „Maria vom Rosenkranz”, eingeschlossen von Zypressen und Palmen, im Garten stehen Dattel- und Khakibäume. Die Weintrauben hängen dunkelblau in den Reben, die Khaki werden gerade gepflückt und in Obststeigen gelegt, wie bei uns die Äpfel. Beim Khakifest in Strunjan kann man die verschiedenen Khakimehlspeisen und Khakiliköre verkosten. Die Kirche ist ein Sichtbetonbau mit einem nach oben geschwungenem Holzdach. Das  Kirchenschiff ist ein Halbkreis mit großen seitlichen Mosaikfenstern. Wenn man in der Kirche und bei sich angekommen ist, dann hört man nichts mehr vom Straßenverkehr und vom Kurbetrieb.
 
Die Kreuzigungsgruppe hinter dem Volksaltar zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Jesus ist auf einem T-Kreuz  mit den Füßen und nur mit einer Hand angenagelt, die andere Hand reicht er einer Frau die neben dem Kreuz steht und lächelt ihr zu. Es stehen noch mehr Menschen um das Kreuz und wollen die Hand Jesu ergreifen. Sie erwarten sich Trost und Hilfe vom gekreuzigten Gottessohn, wessen Sohn er immer gewesen ist. Eine tröstliche Kreuzigungsgruppe von Tone Demsar, dass Jesus vom Kreuze herab dem Menschen die Hand reicht um ihm zu helfen. Gottessohn kann auch der nächste Mitmensch sein.
 
Gottes- und Menschenhilfe.         

4.12.06 12:41 verlinken / 2 Kommentare / kommentieren

 

CHRIST . HASE

Wer jetzt beginnt seinen Garten, Terrasse oder Hauseingang mit weihnachtlichem Symbolen zu schmücken, ist spät dran. Wenn man sich an den Weihnachtsdekorationen in den Strassen und Plätzen der Städte orientiert, dann hat man eine Verspätung von einem Monat. Bei einem Spaziergang Anfang November durch die  Innenstadt von Villach habe ich im Schaufenster einer Geschenkboutique in der Nähe der Stadtpfarrkirche einen geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum gesehen. Auf den Plakatwänden wurde für das Winter Openair Werbung gemacht. Die Weihnachtsbeleuchtung wurde installiert und das Schild für den Christkindlmarkt aufgehängt. Eine Elektrokette wirbt mit dem Weihnachtshasen.
 
Seit diesem Wochenende ist der Christkindlmarkt eröffnet. Die Kinder tummeln sich auf dem künstlichem Eislaufplatz vor dem Rathaus und die jungen Mütter stehen bauchfrei gekleidet an den Banden.     
 
Christkind und Osterhase trinken einen Capuccino.

27.11.06 12:41 verlinken / 8 Kommentare / kommentieren

02.12.2004 KATZEN . TREUE
Es war bei der Schönwetterperiode im November, als die Katzen Undine & Charly seit Tagen das Fressen kaum anrühren. Wir fragen uns, ist daran der Föhn oder der Vollmond schuld? Am Wochenende erfahren wir, dass am Bauernhof in Politzen woher die Katzen stammen der Herr A., kurz vor seinem neunzigstem Lebensjahr, gestorben ist. Haben die Katzen sein Sterben, eine halbe Autostunde von Politzen entfernt, gespürt? Am Tag des Begräbnisses erzähle ich Friedericke, das A. zu meinen Kindheitserlebnissen gehört hat. Beim Wort A. stellen Undine & Charly ihre Ohren nach vorne, sie sind auch von ihm gefüttert worden.
Katzentreue bis in den Tod.

Kommentare:
S. am 2. Dezember 2004 um 22:01
Dies ist wirklich ein komisches Phänomen das du beobachtet hast! Vor allem, wenn man die zwei süßen “Politzner Kampf-Katzen” kennt, ist es schwer zu glauben, dass die nix mehr fressen! Es ist durchaus möglich das die Katzen das Sterben ihres früheren “Herrchens” gespürt haben! Es Gibt Dinge, die sich nicht wissenschaftlich erklären lassen, dessen bin ich überzeugt.

 
06.12.2004 HEIMLICH . NIESEN
Wenn im Dezember die erste Schnupfen- und Husten-Welle auftritt, sind die Wartezimmer der Ärzte voll von Patienten. In der Apotheke erhalten manche Leute so viele Medikamente, als würden sie für eine Woche Lebensmittel einkaufen. Es ist ein Rätsel warum manche an einer Grippe erkranken und andere nicht. Vor dreißig Jahren haben die Mediziner erklärt, dass es in ein paar Jahren keinen Schnupfen mehr geben wird und bis heute trifft dies nicht zu. Besonders gefährdet sind die Berufstätigen, welche bei ihrer Arbeit viele Kunden-Kontakte haben. Dazu gehören die Kassiererinnen in den Supermärkten, Arzthelferinnen oder auch Lehrerinnen und viele Andere. Diese Berufe sollten eine Gefahren-zulage während der Wintermonate erhalten. Jeder kennt ein Hausmittel oder schwört auf sein Geheimrezept um nicht an einem Schnupfen oder einer Grippe zu er-kranken. Wenn man allen Vorschlägen folgen würde, dann würde man sicher krank werden. Viele Mit-Menschen zucken zusammen, wenn in ihrer Nähe jemand laut niest.
Niese nie öffentlich.

 
09.12.2004 HUNDE . LEBEN
Das Parkcafe ist bei Kaffeetrinkern und Zeitungslesern beliebt, für beide Gruppen gibt es hier eine reiche Auswahl. Es ist auch ein beliebter Treffpunkt für Hunde-Besitzer. Da die Räume des Kaffeehauses sehr groß sind ist es möglich, nach einem Spaziergang den Hund in das Parkcafe mitzunehmen ohne dadurch die anderen Besucher zu stören. Bei einem Hund konnte ich beobachten, wie er sich vor jedem vorbeigehenden Gast auf den Rücken drehte und seinen Bauch zum Kraulen darbot. In dieser Hinsicht haben es die Hunde einfacher als die Menschen, sie können ihre Liebesbedürfnisse offen zeigen.
Kein Hundeleben.

 
13.12.2004 DIE . UNVERNÜNFTIGEN
Alle Jahre wieder kommt es an den Tagen, an denen es die ersten stärkeren Schneefälle gibt zu Autounfällen und Behinderungen durch quergestellte oder hängen gebliebene Fahrzeuge auf den Strassen. Auf den Auto-Bahnen gibt es Massenkarambolagen und kilometerlange Staus. Niemand will auf die Fahrt mit seinem Auto verzichten, auch wenn geeignete Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmittel, wie Bahn und Bus zur Verfügung stehen. Beim ersten starken Schneefall habe ich mein Auto in der Garage gelassen und bin mit dem Bus zu meiner Therapie in die Therme von Warmbad Villach gefahren. Von der Bushaltestelle aus konnte ich beobachten, wie auf der nahegelegenen Kreuzung die Autos Schwierigkeiten beim Wegfahren hatten und manche sich um die eigene Achse drehten. Viele versuchten an diesem schneereichen Tag ihr Glück mit Sommerreifen. Auf der Fahrt nach Villach sah ich vom Bus aus in Abständen von drei bis fünf Kilometer immer wieder Autos, die von der Strasse abgekommen sind und im Strassen Graben oder im freien Feld gelandet sind. Es gibt Fahrten, die nur mit dem eigenen Pkw erledigt werden können und unaufschiebbar sind, aber dann mit einem Auto welches Winter fit ist und mit Winterreifen.
Die Unvernünftigen sterben nicht aus.

Kommentare:
G. am 13. Dezember 2004 um 23:03
Also mal vorweg, ich bin selber ein sehr leidenschaftlicher Autofahrer. Und zu deinem Thema kann ich nur sagen, dass es für manche wirklich besser wäre öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Ich finde, wer sein Auto nicht beherrscht sollte es besser stehen lassen. Wenn man sich auf die Straße wagt dann nur, wie du schon sagst mit guter Winterausrüstung und der Kenntnis der Wetterlage. Ich ärgere mich immer wieder wenn ich zur Arbeit fahre über manche, die dann einfach meinen, es ist noch Sommer und dann komischerweise quer in der Kreuzung stehen und andere behindern. Ja über das Thema könnte man lange reden, darum lasse ich es auch lieber jetzt gut sein.

schlagloch am 15. Dezember 2004 um 19:56
Für eine gute Sache zu kämpfen braucht es Leidenschaft.

 

16.12.2004 KUNST . SCHNEE
Es ergibt unterschiedliche Eindrücke, wenn man den selben Spaziergang im Sommer oder jetzt im Dezember macht. Im Sommer wächst auf der Wiese das Gras, dazwischen blühen die Blumen und rundherum haben die Bäume die verschiedensten Grüntönen. Von den Bienenstöcken fliegen die Bienen aus zur Nahrungs-Suche. Die Hunderten von Bienen erzeugen einen gleichbleibenden Ton, eine beruhigende Musik. Jetzt im Dezember sind die Gräser vom Raureif geknickt, die Bienenstöcke verschlossen und kein Laut ist zu hören. Das Leben in den Bienenstöcken läuft auf Sparflamme. Auch für uns Menschen wäre es wünschenswert, wenn wir im Winter unsere Körperfunktionen zur Regeneration drosseln könnten. Ein paar hundert Meter weiter ist jetzt im Winter das Rauschen und Surren der Schneekanonen zu hören, ein Geräusch, welches in den Ohren schmerzt. Hier kommt die Natur nicht zur Ruhe. In einer Woche kommen die Skitouristen auf die Kunstschneepiste.
Waldhonig und Kunstschnee.

 
18.12.2004 EINKAUF . FIEBER
Im Dezember besteht die größte Gefahr von einer fiebrigen Krankheit befallen zu werden. Es gibt ver-schiedene Arten von Fieber. Eine der häufigsten Krank-heiten ist das Einkaufsfieber. Statt besinnliche Advent-Stimmung zu verbreiten verwandeln sich die Märkte und Plätze in fiebrige Orte, wo die Gefahr der Ansteckung besonders groß ist. Es gibt kaum jemanden, der sich dieser Gefahr entziehen kann. Dieses Fieber wird durch die Werbung angeheizt. Versuche auf dieses Fieber aufmerksam zu machen scheitern, die Rufe gehen im Weihnachtslärm unter. Menschen die an einer Fieber-Krankheit leiden, haben nicht die Möglichkeit diese zu bekämpfen. Das innere Feuer verzehrt sie, äußerlich ist nichts zu bemerken. Der EU Raum wird geschüttelt vom Fieber, von niemanden wird es gemessen.
Das Gesunde ist das Kranke.

Kommentare:
S. am 20. Dezember 2004 um 18:37
Hallo Schlagloch, dein Text zeigt die Atmosphäre während der Vorweihnachtszeit schon sehr richtig. Eigentlich die Jahreszeit, wo man sich am wenigsten in den Innenstädten blicken lassen sollte.

schlagloch am 21. Dezember 2004 um 10:01
In der Zeit wo sich viele Menschen nach Stille und Schöpfungspause sehnen ist es am lautesten. Eine verkehrte Welt oder benehmen wir uns verkehrt?

S. am 21. Dezember 2004 um 11:30
Hallo, gute Frage. Vielleicht hängt es mit der Struktur der menschlichen Zusammenrottung / Zusammenballung auf einem Platz/ Stelle / Fleck zusammen, also diese Megacity und das nicht nur in Deutschland. Im ländlichen Bereich im Dorf, fern der größeren Städte ist es wesentlich ruhiger. Nicht umsonst spricht man im Süden Deutschlands von der staden Zeit! Auch die Landwirte zogen sich im Winter in die Stuben zurück. Im Erzgebirge wurden von den Bergleuten die Holzwaren hergestellt. Je mehr Menschen auf einer begrenzten Fläche zusammen treffen oder dort dauernd anwesend sind, um so lauter ist es. Der Platz der dem Einzelnen zusteht wird immer kleiner, die Aggressions-potentiale steigen. Dadurch wird dann auch der Bedarf an Elementen die zur Beruhigung, Erbauung, Erfreuung dienen soll immer größer. Ferner ist ein großer Teil der Menschheit so strukturiert, dass sie wie die Lemminge hinter einander herstürzen, was der eine hat ,will der andere auch. Den Individualismus, die Elitärheit des bewussten Verzichtens, des nicht Besitzens gibt es noch nicht oder nicht in nennenswertem Umfang. Jeder will das haben, was der andere besitzt, wehe einer hat mehr als der Andere. Vielleicht ist es auch so eine Art positiver Stress, um dann am Hl. Abend in einer wohligen Erschöpfungszustand zu fallen, in die weihnachtliche Besinnungslosigkeit und Bewusstlosigkeit. Stress, Lärm, Aufregung in der Megacity als Suchtmittel und als Ausweis der Mitgliedschaft, je höher der Stressfaktor umso höher der Rang in der Hierarchie der Gesellschaft.

 
21.12.2004 RAU . REIF
Der Spaziergang zum Länderdreieck beginnt mit einem steilen Wegstück, dass einen schnell in die Höhe und außer Atem bringt. Der Weg über die Hochebene wird zum Stimmungsaufheller. Die Bäume sind mit Raureif belegt und durch die Baumwipfel scheint die Sonne. Der Raureif zeigt sich auf der Fichte, der Esche, der Buche oder der Birke in unterschiedlichen Formen. Am zer-brechlichsten wirken die Zweige der Birken im Raureif . Sie glitzern in der Sonne, als hätten sich alle Sterne des Himmels auf den Zweigen niedergelassen. Im Sonnen-licht strahlt die Tanne, als wäre sie bereits ein Weih-nachtsbaum. Je höher man kommt, umso ruhiger wird es in der Landschaft. Wie unerträglich wäre es um diese Zeit, an einem Nachmittag vor Weihnachten, in einem Einkaufszentrum. Dort herrscht jetzt ein Gedränge, von überall winkt der Weihnachtsmann, aus allen Laut-Sprechern tönt die Weihnachtsmusik und die vielen zusätzlichen Scheinwerfer heizen die Atmosphäre auf. Jeder glaubt noch etwas kaufen zu müssen. Man möchte sich zwischen die Bäume stellen und warten bis man selbst mit Raureif überzogen wird. Ein paar Monate in die Winterstarre zu verfallen wäre eine Wohltat. Man sollte Weihnachten alle zwei Jahre aussetzen, dann gäbe es dazwischen einen besinnlichen Advent, wie es von allen gewünscht wird.
Weihnachten im Zweijahresrhythmus.

Kommentare:
S. am 21. Dezember 2004 um 11:37
Warum Weihnachten alle zwei Jahre aussetzen? Wer im Raureif spazieren mag, soll das auch tun. Raureif gefällt mir jedes Jahr immer wieder aufs neue sehr gut. Man muss doch in der Weihnachtszeit nicht in die Stadt fahren oder man geht nur dort hin wo man die Dinge einkauft, die wirklich benötigt werden. Warum immer alles reglementieren, ich halte gar nix davon. Wenn du in der Lage bist, schlagloch, dich vom Weihnachtstrubel innerlich und körperlich fern zuhalten, dann freu dich dessen und genieß, dass du so stark bist. Und in Winterstarre verfallen, kannst du dann trotzdem.

schlagloch am 22. Dezember 2004 um 17:39
Ich bin auch gegen (fast) alle Reglementierungen. Es war ein “schlaglochgedanke”, ein Schlagloch eben. Jetzt hoffe ich auf das Weihnachtstauwetter.

 
25.12.2004 DISKONT . LEBEN
In der St. Peter Kirche in Salzburg verkündete man in der Heiligen Nacht , wie in allen katholischen und evangel-ischen Kirchen auf der ganzen Welt die Geburt Jesu Christi , geboren in einem Stall unter armseligen Ver-hältnissen. So steht es im Weihnachtsevangelium. Heute klingt diese Begebenheit wie eine Weihnachtsgeschichte. Die Botschaft von der Geburt dieses Kindes hat sich um den ganzen Erdball verbreitet. Heute werden Kinder in den Entwicklungsländern zu Diskontpreisen angeboten. Beim Souvenirstand vor der Kirche St. Peter dreht sich eine große Mozartkugel, wie die Erde um die eigene Achse. Hier ist die Mozartkugel das Zentrum der Stadt. Die Mozartkugeln gibt es in immer neuen Verpackungen. Der neueste Schrei ist die Verpackung in Form von einer Geige. Die Packung Mozartkugeln mit achtzehn Stück gibt es zum Diskontpreis von € 5.50. Wem die Mozart-kugeln zu süß sind, der findet daneben einen Kebabstand. Ein paar Meter weiter sitzt ein Mann im mittleren Alter in abgetragenen Kleidern, mit halblangen Haaren und einem unrasiertem Gesicht auf den Stufen eines Hauseinganges und trinkt aus einer Bierflasche. Neben sich hat er eine Sechserpackung Stiegl Bierflaschen aus dem Diskontladen stehen. Überleben zum Diskontpreis.
Das Leben zum Diskontpreis.

Kommentare:
F. am 25. Dezember 2004 um 20:23
Manchmal landet jemand schneller auf dem Diskontmarkt des Lebens als die Errichtung eines neuen Diskontladen Zeit benötigt.

S. am 25. Dezember 2004 um 22:53
Das sind die schlimmen Lebenskontraste die heutzutage direkt nebeneinander zu erleben sind. Und das in den reichen europäischen Industriestaaten.

 
27.12.2004 ZEITEN . WANDEL
Nach dem Festgottesdienst am Christtag verlassen die Gläubigen den Salzburger Dom und verlieren sich in den Gassen der Altstadt. Zur selben Zeit beginnen drei Indios am Kapitelplatz ihre Verstärker, Mikrofone und Instrumente auszupacken. Sie beginnen auf ihren Flöten, Gitarren und Rasseln zu spielen, am Kopf tragen sie einen riesigen Federschmuck. Einige Menschen setzen sich bei den frühlingshaften Temperaturen auf die Sitzbänke im Freien, horchen den südamerikanischen Klängen zu und genießen dabei die Sonne. Eine Frau mit einem Hund setzt sich neben mir und erzählt , dass der Federschmuck der Indios nicht echt sei, die Federn sind aus Plastik.
Das ist der Zeitenwandel.

Kommentare:
S. am 28. Dezember 2004 um 00:49
Vermutlich ein unvermeidbarer Zeitenwandel. Denn ob es die geflügelten Viecher, Vögel, noch gibt, um einen indigenen Federschmuck herzustellen, dass wage ich doch zu bezweifeln.

schlagloch am 28. Dezember 2004 um 07:30
Erst wenn es keine Vögel mehr gibt, werden wir merken, dass wir sie brauchen. Die Stille wird unerträglich sein.

 
29.12.2004 WEIHNACHTS . EIER
Mit der Weihnachtszeit sind viele Symbole verbunden. Für die Einen sind es die christlichen Symbole, die Krippe mit dem Jesuskind, Maria und Josef, den Hirten, den Schafen und dazu gesellen sich die Drei Heiligen Könige. Im Alpenraum wünscht man sich zur Weihnachtszeit eine Winterlandschaft, obwohl dies in vielen Tälern ein frommer Wunsch bleibt, den auch das Christkind nicht erfüllen kann. Im Dezember blüht der Weihnachtsstern und die Barbarazweige. Auch die Maronibrater und die Eislaufplätze in den Stadtzentren gehören zu den Weihnachtsvorboten. Zu den neuen Weihnachtssymbolen zählen die vielen Lichterketten und Leuchtsterne auf den öffentlichen Plätzen und Strassen. In den Städten machen sich das Christkind und der Weihnachtsmann gegenseitig Konkurrenz. Das bekan-nteste Symbol in Europa ist der Christbaum. Je nach Tradition wird der Baum auf verschiedene Weise geschmückt. In manchen Familien wird seit Generationen der selbe Christbaumschmuck verwendet. In anderen Häusern gibt es beim Schmücken des Baumes den neuesten Trend aus dem Möbelhaus. So verschieden wie die Familien und ihre Wohnungen sind, so verschieden sind auch die Christbäume geschmückt. Ein jeder ist stolz auf seinen Christbaum.
Wer für das nächste Jahr einen etwas anderen Christbaumschmuck sucht, der findet in der Judengasse in Salzburg ein Geschäft in welchem Eier als Christbaumschmuck angeboten werden. In diesem Geschäft findet man:
Eier, bemalt mit roten Nussknackern
Eier , bemalt mit einer blauen Winterlandschaft
Eier, bemalt mit grünen Tannenzweigen
Eier, bemalt mit Christbäumen
Eier, bemalt mit einem goldenen Engel der Geige spielt
Eier, bemalt mit einer roten Weihnachtskerze.
Diese Aufzählung ist unvollständig, es gibt bestimmt über fünfzig verschiedene Weihnachtsmotive mit denen die Eier bemalt sind.
Osterhase bringt Weihnachtseier.

 

30.12.2004 TSUNAMI . WELLE
Nach der Flutkatastrophe im Indischen Ozean steht es außer Streit, dass wir unseren Landsleuten, welche dort gerade ihren Urlaub verbringen, helfen müssen und sie so bald als möglich in die Heimat zurückfliegen. Auch der Bevölkerung von Indonesien, Sri Lanka, Indien, Malaysia und den anderen Staaten, welche von der Flutwelle betroffen sind soll, beim Wiederaufbau geholfen werden. Nach einer Aussage eines österreichischen Philosophen ist der Mensch nicht in der Lage den Tod von mehr als drei Menschen zu verarbeiten. Daher sagen uns auch die Zahlen von zigtausenden Toten so wenig. Wohl aber wird das Leid begreifbar, wenn man von Einzel-Schicksalen hört. Nach den ersten Hilfsmassnahmen müssen wir uns fragen, warum hat man in einem so großem Tourismusgebiet keine Frühwarnsysteme für Flutwellen installiert und warum sind manche Hotelanlagen von so schlechter Bauqualität? Eine Ursache liegt darin, dass die großen Tourismusver-anstalter vor allem Gewinne machen wollen und daher auf Sicherheitsvorkehrungen, wie sie in Europa vorge-schrieben wären, wenig Wert legen. Zum anderen würde die Installation von Frühwarnsystemen und Sicher-heitsvorkehrungen die Urlaubspreise erhöhen. Viele Touristen aus Europa würden ausbleiben und andere Urlaubsziele wählen. Erst der Tourismus hat die Verbauung der Meeresstrände in solchem Ausmaß be-wirkt. Jeder will billig verreisen und auch im Tourismus gilt der Spruch „Geiz ist Geil” und bringt er auch den Tod.
Der Tod ist nicht geizig.

Kommentare:
S. am 30. Dezember 2004 um 16:54
Zukünftig wird sich kein Reiseveranstalter mehr erlauben können, billig zu bauen und vor allem wird man wohl sehr schnell ein Tsunami- Warnsystem errichten. So hoch dürften die Kosten wohl nicht sein. Wenn man sich die Satellitenaufnahmen von unseren Amis anschaut, dann sieht man das es nur eine schmaler Streifen bebautes Land war, wie mit dem Lineal gezogen, dass nun völlig entvölkert ist. Heute las ich in der Zeitung, dass in einem nahegelegenen Natur und Tierreservat kein einziges Tierkadaver zu finden sei. Die gesamte Tierschar, angefangen vom Elefanten bis zu Kleintieren, brachte sich offensichtlich in Sicherheit. Was mich sehr erstaunt, dass so viele Kleinkinder und Kleinstkinder aus Europa ein 15stündiger Flug nach Südostasien zugemutet wird. Die verlassenen und / oder verwaisten Kinder lassen einem fast das Herz stehen bleiben! Wie können Eltern so egoistisch sein?

schlagloch am 1. Januar 2005 um 16:56
Bei anderen Blogs diskutiert man derzeit die Frage, “Wie kann Gott dies zu lassen?”. Die Antwort ist, weil der Mensch dies zulässt.

 

 02.12.2003   WO . LEBEN 

Nach acht Stunden Email- und Internettraining  gehe ich am Drauweg spazieren. Die Felder neben der Drau sind teilweise unbewirtschaftet. Es ist Spätherbst, ein warmer Föhn streicht über meinen Kopf, wo noch die An-strengungen vom Tag spürbar sind. Die Drau ist smaragdgrün und fließt ruhig dahin. Heute Morgen war es hier im Bereich des Technologiepark nebelig. Der Nebel lag schwer über dem Flussbett und man fühlte sich in den Fluss hineingezogen. Zu Mittag hat die Drau im Sonnenschein gelacht und die Menschen die spazieren gegangen sind waren gut gelaunt. Jetzt am späten Nachmittag hat die Drau etwas beruhigendes.

Wo ist das Leben? Ist das Leben im Internet, wo Informationen und Nachrichten von überall abrufbar sind. Vor mir taucht auf einer Anhöhe das Kloster Wernberg auf. Haben die Nonnen im Kloster das wahre Leben gefunden? Findet das Leben in der Arbeitswelt, in der Freizeit oder in der Familie statt. Die Natur lebt in ihren Gräsern, Blättern und in den Schwänen die auf der Drau schwimmen. Auf der Autobahnbrücke die den Fluss überquert fahren Busse mit Urlaubern vorbei. Bedeutet reisen leben?

Das Leben entsteht im Kopf.

03.12.2003   NEBEL . FEUCHT 

Es regnet, es ist nebelig und feucht. Ich bin in Villach und gehe durch die Italienerstrasse. Es erwartet mich heute viel Arbeit und  doch geht  es mir gut. Vor drei Jahren war das Wetter um diese Zeit schön, ich war in der selben Strasse und hatte nicht soviel Arbeit und doch war meine Lage schlechter. Das schlechte Befinden ver-ursachte ein Nierenstein welcher akut geworden war und irgendwo im Harnleiter steckengeblieben ist. Er verursachte Koliken und ich befand mich auf dem Weg zu Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen. Noch wusste niemand ob der Nierenstein, der jetzt ein Harn-leiterstein ist, spontan ausgeschieden wird oder ob ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein wird. Was nützt in einer solchen Lage das schöne Wetter, wenn es nicht wahrgenommen wird. Warum scheint die Sonne auch für Kranke, Hungrige, Verzweifelte und Sterbende. 

Gerechtigkeit hat einen Namen, Sonne.

05.12.2003   KÖRPER . VERSTAND 

Unser Körper beweist oft größere Flexibilität als unsere Gedanken. Manchmal haben wir Angst vor jeder Veränderung und sehen jeder kleinen Umstellung mit Besorgnis entgegen. Bei einem Nichtbrillenträger kann das Tragen einer Brille  Befürchtungen auslösen. Ähnlich ergeht es Brillenträger die von einer Nah- oder Fernsichtbrille zu einer Gleitsichtbrille wechseln müssen. Man stellt sich die unmöglichsten Situationen vor, dass man die Leute verzerrt sehen wird, die Landschaft nur noch ein Schatten sein wird und man nicht mehr lesen wird können. Der Körper kann uns überraschen und das Zusammenspiel mit den Gehirnfunktionen ist besser, als man es sich vorher in den Gedanken vorgestellt hat. Nach drei Tagen bleibt von den Befürchtungen nichts übrig. Die Menschen, die Umwelt und die Zeitungen haben noch nie so klar ausgesehen als wie durch eine Gleitsichtbrille. 

Der Körper kann mehr als der Verstand.


10.12.2003   ALLTAG . LEBEN 

Ein Todesfall tritt oft plötzlich ein. Nichts überrascht einen so wie der Tod eines Verwandten oder Bekannten. Auf vieles kann man sich vorbereiten. Man bereitet sich immer auf etwas vor, auf den morgigen Tag, auf das nächste Wochenende, auf eine Prüfung oder auf einen Wohnungswechsel. Niemand bereitet sich auf einen Sterbefall vor, man hält den Tod  für unmöglich, den Eigenen wie den eines Anderen. Der Tod kommt so unerwartet wie eine Vollbremsung beim Autofahren. Der Tod ist immer eine Überraschung. Man findet keine Worte für den Tod, der Tod besteht in den meisten Köpfen aus einem Wort und dieses heißt Tod. Wenn man mit dem Tod konfrontiert wird, dann hat man  zwei Möglichkeiten, man redet über das Leben des Ver-storbenen oder über das eigene Leben. 

Der Tod bringt das Leben in den Alltag.

12.12.2003   NEBEL . ROT

Im Spätherbst kommt es im Villacherbecken und im Wörtherseebereich zu verstärkter Nebelbildung. Die Pendler, welche mit dem Auto in den frühen Morgen-Stunden zur Arbeit fahren, sind davon besonders betroffen. Beim Autobahnknoten Villach münden verschiedene Auffahrten in die Autobahn. Wer auf der Autobahn aus Richtung Italien kommt sieht parallel zur Autobahn eine Spur von roten Punkten. Plötzlich befinden sich die roten Punkte vor einem auf der Autobahn. Auf einmal ist der Nebel rot. Im Autoradio singt man von Hollywood, von der Liebe und vom Himmel. 

Wer nicht acht gibt ist im rotem Nebel tot.
13.12.2003   SCHLAGLOCH . ZEIT

Jetzt, um zweiundzwanzig Uhr, frage ich mich, wo die Zeit des Tages geblieben ist. In der Früh um sechs Uhr war die Zeit des ganzen Tages noch vor mir. Der neue Tag erschien mir unendlich lang und voller Über-raschungen. Ich hatte wenig vorgeplant. Es war viel Zeit für das Unvorhersehbare, für die Wünsche und Anliegen fremder Menschen vorgesehen. Von wem bekommen wir die Zeit für einen Tag geschenkt und für was? Hat die Zeit einen  bestimmten Auftrag von dem wir nichts wissen und woher kommt die Zeit? Die Zeit kommt aus einem der Schlaglöcher des Universum. Die Mittags-Glocken erinnern uns daran, dass die halbe Tageszeit verstrichen ist. Der Nachmittag erscheint uns dem Gefühl nach viel kürzer als der Vormittag, obwohl er gleich viele Stunden hat. Gegen siebzehn Uhr erreicht die Hektik in den Strassen und Einkaufszentren ihren Höhepunkt. Man versucht die  unerledigten Dinge des Tages noch zu erledigen. Man probiert die verlorene Zeit des Tages aufzuholen, ein unmögliches Unterfangen. Spätabends müssen wir feststellen, dass wir den Wettlauf gegen die Zeit verloren haben. Die verstrichene Zeit kommt nicht wieder, auch nicht am morgigen Tag. Die Zeit kehrt in das Schlagloch des Universum zurück und wird morgen jemand anderem zur Verfügung stehen. 

Die Zeit ist ein Durchlaufposten.

Kommentare:
Z. am 14. Dezember 2003 um 00:27
Wie wär’s, wenn Du nicht gegen, sondern mit der Zeit lebst. Lebe im Hier und Jetzt und die Zeit währt ewig .
schlagloch am 22. Dezember 2003 um 21:32
Woher kommt und wohin geht die Zeit ist eine zeitlose Frage.

Z. am 23. Dezember 2003 um 17:38
Zeit ist eine Frage der Gesichtspunkte. Getrennte Gesichtspunkte erschaffen Raum und Raum ist die Voraussetzung für Zeit.

15.12.2003   GUT .  BÖSE 

In der Weihnachtszeit  ist das  Bedürfnis  den Anderen zu  verstehen und von den Anderen verstanden zu werden besonders groß. Diese Erwartung ist bei den meisten Menschen vorhanden. Im Weihnachtstrubel ist es schwierig für die Anderen immer Verständnis und Geduld zu zeigen. Eine Fülle von Spendenaktionen werden gestartet um die in Not geratenen Menschen zu helfen. Es wird an unsere Menschlichkeit appelliert. Mehr Menschlichkeit kann man auch bei alltäglichen Dingen beweisen: So etwa beim Autofahren, wenn man einen anderen Autofahrer problemlos einreihen lässt oder ihm die Vorfahrt anbietet. Sich trotz knapper Zeit im Super-Markt bei der Kassa einreiht und sich nicht vor-schwindelt. Auch das man sich die Zeit nimmt und jemandem der keine Ansprache mehr hat mit Interesse zuhört. Kein menschliches Vorbild war ein Mitarbeiter der in den Ruhestand getreten ist und sich von den Kollegen mit der Bemerkung verabschiedet hat: “In Zukunft wird euch langweilig sein, denn ich gehe in Pension und dann wird niemand mehr hier sein der euch ärgert”.

Weihnachten beginnt beim menschlichem Umgang .

Kommentare:

M. am 16. Dezember 2003 um 14:16
Viele spenden Geld um sich von der Zuwendung zum nächstem freizukaufen.
K. am 16. Dezember 2003 um 20:38
“In der Weihnachtszeit ist das Bedürfnis den anderen zu verstehen und von den anderen verstanden zu werden besonders groß.” Damit hast du mehr als recht, wer  wünscht sich nicht ein schönes friedliches  Weihnachtsfest. Gerade bei Singles kommt dann noch das Gefühl des Alleinseins hinzu, was das Bedürfnis nach Geborgenheit etc noch verstärkt.

17.12.2003   ADVENT . WACHE 

Im Advent erinnere ich mich an einen Todesfall  in unserer Nachbarschaft in Politzen. Das Leben auf dem Bauernhof ist im Winter ruhiger als zu anderen Jahres-Zeiten, es gibt weniger Arbeit. Zu den gleichbleibenden Arbeiten zählt das Füttern und Melken der Kühe. Rund um das Haus und den Stall waren in den Schnee schmale Stege ausgeschaufelt. Ich war Volksschüler und das Unglück passierte in einem Winter mit viel Schnee. In der Nachbarschaft lebte in einer Keusche ein Arbeiterehepaar mit einem kleinem Sohn und einer Kuh. Der Mann arbeitete im fünf Kilometer entfernten Heraklithwerk in Ferndorf. Er arbeitete dort im Schichtbetrieb und legte den Weg zur Arbeit zu Fuß zurück. Eine Woche vor Weihnachten ging der Mann von der Nachmittagsschicht, welche um 22 Uhr zu Ende ist, nach Hause und wurde dabei von einem Auto erfasst und getötet. Er wurde im Schlafzimmer der Keusche aufgebahrt. Mein Vater nahm mich zur Totenwache und zum Beten in die Keusche mit. Ein steiler Steig führte zum Nachbarn, der Himmel war sternenklar. Der Schnee glitzerte im Mondschein und  knirschte unter unseren Schuhen. Es war kalt und still. Wir brachten der Witwe Kaffee und Zucker mit. Das Zimmer, wo der Tote aufgebahrt war, war voll mit Blumen und Kränzen, überall brannten Kerzen und  es war ein intensiver Tannenduft im Raum. Schon viele Nachbarn hatten sich zum Wachen und Beten einge-funden. Manche saßen bei Kaffee und Kuchen in der Küche. Der Sohn vom tödlich Verunglückten spielte mit der Eisenbahn, welche ihm der Vater für Weihnachten gekauft und bereits aufgebaut hatte, in seinem Zimmer. 

Sein Vater war jetzt beim Christkind. 

Kommentare:
[unbekannt] am 17. Dezember 2003 um 08:44
Sehr ergreifend! Deine Wahrnehmung! So still und laut zugleich.

20.12.2003   REISE . ZIMMER 

Im Urlaub kann man beobachten wie Urlaubsgäste wegen einer fehlenden Serviette beim Frühstückstisch oder einer kaputten Glühbirne im Zimmer völlig außer sich geraten können. Die Wut richtet sich gegen das Personal, das Hotel oder den Urlaubsort im allgemeinen. Die Wut steht in keinem Verhältnis zum Anlass. Zu hause würde der Anlassfall keine Emotionen freisetzen. Wahrscheinlich verreisen wir mit zu großen Erwartungen an einen perfekten Urlaub, sodass der kleinste Anlass diese Erwartungen zerstören kann. Gleiches passiert im Urlaub bei schlechtem Wetter. Man gibt sich stur und will auch bei schlechtem Wetter keinen Schritt vom Urlaubsplan abweichen. Man sucht erst gar nicht nach alternativen Beschäftigungen. Man schiebt die schlechte Laune auf das schlechte Wetter. Wir sind nie so unflexibel wie beim Reisen. Man erwartet sich die selbe funktionierende Infrastruktur wie zu hause, nur in einer anderen Umgebung. Das selbe Essen, das selbe Kopfkissen und das selbe Zimmer wie zu hause. Die großen Hotelketten lassen kein individuelles Reisen zu. Der im Reisebüro gebuchte Urlaub in einem Feriendorf könnte überall stattfinden, ob in Europa, in Afrika oder in Asien. 

Mit dem eigenem Wohnzimmer verreisen.

22.12.2003   SUCHE . WEIHNACHT 

Ein paar Tage vor dem Heiligen Abend bin ich ratlos und auf der Suche nach Weihnachten. Zu meinen Erinnerungen an Weihnachten gehören viel Schnee und dieses Jahr gibt es bei uns im Süden von Österreich in den Tallagen noch keinen Schnee. Ich glaube, egal in welchem Alter man gerade ist, wir haben die Weihnachten unserer Kindheit vor unseren Augen und wünschen uns diese äußeren Umstände herbei. Zu meiner Kindheit gehörte das Leben mit Tieren. Zu meinen liebsten Freunden gehörten der Hofhund und der schwarze Kater, dann gab es noch Kühe, Pferde, Schweine und andere Tiere. Als der Hofhund „Wächter” verendete, konnte ich Wochen lang nur bei geöffneter Zimmertüre einschlafen. In der Dunkelheit sah ich den „Wächter” immer auf der Zimmerwand laufen. Am Tag des Heiligen Abend herrschte eine besondere Stimmung auf dem Bauernhof. In Haus und Hof wurde gekehrt, geputzt und gekocht. Mit der Fütterung der Tiere begann man etwas früher als an anderen Tagen. Es kam mir vor als spürten die Tiere etwas von der Stimmung dieses Abends, es gab auch für sie ein besonders leckeres Futter. Um Haus und Hof wurde es still.  Die Autogeräusche von der Landstrasse im Talboden verschluckte der Schnee. An unserem Hof fuhr ganz selten ein Auto vorbei. Es gab keine blinkenden und laufenden Weih-Nachtsbeleuchtungen, nur wenige Lichter in der ver-streuten Nachbarschaft. Mit dem Einbrechen der Dunkelheit kam die Stille über die Sonnseite. Der Christ-baum kam mir am Abend schön und wundervoll vor. 

In der Stille ist Weihnacht.

Kommentare:
Z. am 24. Dezember 2003 um 23:58
Das hast Du sehr schön beschrieben. Auch mir ist Weihnachten, wie ich es in Erinnerung habe, abhanden gekommen. Ich glaube manchmal, wir sind zu satt.

28.12.2003   ERFÜLLTE . ZEIT 

Jetzt ist Weihnachten vorbei und die beste Zeit um über Weihnachten nachzudenken. Man hat vieles über Weihnachten gehört, gelesen, gesehen und vieles selbst erlebt. In unserem Raum beginnt Weihnachten in den letzten Jahren schon drei Monate vorher, am 24. September. Mit Weihnachtsmusik, Weihnachtsaus-Stellungen und in den Regalen der Billa Supermärkte finden sich die ersten Weihnachtsmänner aus Schokolade. Das Versandhaus Quelle versendet die ersten Geschenk-Kataloge damit die Kunden in Ruhe etwas für Weihnachten aussuchen und bestellen können. Der Weihnachtsdruck wird  mit jeder neuen Woche größer. Es dauert nicht  lange bis die ersten Weihnachts-Dekorationen in den Schaufenstern zu sehen sind. Dann folgt die stillste Zeit im Jahr, dies bedeutet Weihnachten rund um die Uhr. Mit der Weihnachtsbeleuchtung auf allen Plätzen und Strassen wird die Nacht zum Tag. Die Events zur Besinnlichkeit  erreichen den Höhepunkt. Bei einem Adventsingen ist  der Gedanke von der erfüllten Zeit im Zentrum  der Betrachtungen gestanden. Ich glaube wir leben, um die Zeit mit unseren Gedanken, Vorstellungen und Taten anzureichern. Die Zeit hat viele Krüge und jeder gibt durch sein Leben etwas in einen dieser Krüge hinein. Die vollen Krüge werden in den Schlaglöchern des Universum abgestellt und lassen das Universum weiter wachsen. 

So erfüllt sich die Zeit.

29.12.2003   STILLE . NACHT  

Während der Zugfahrt durch das Gasteinertal nach Villach  wird es draußen dunkel. Es ist das einzige Stück Landschaft zwischen Salzburg und Villach wo jetzt in der Weihnachtszeit  Schnee liegt. Der Zug klettert den Berg hoch, die Lichter von Hofgastein bleiben im Tal zurück. In der Finsternis sind auf der gegenüberliegenden Talseite einzelne Lichter zu erkennen. Meine Augen sind, nach der üppigen Weihnachtsbeleuchtung in der Salzburger Altstadt, für die Finsternis am Berg dankbar. Die Gespräche  werden weniger, es wird stiller im Zugabteil. Die Sinne werden schärfer.

In der Kirche St. Andrä  in Salzburg sprach der Pfarrer bei der Christmette in der Predigt davon, dass Gott alle wichtigen Botschaften in der Stille der Nacht an die Menschen gerichtet hat. Dies gilt auch für die Ver-kündigung von der Geburt Christi. Nach dem Trubel des Tages wird der Mensch in der Stille der Nacht, wenn die Reize von außen abnehmen, hellhöriger und hellsichtiger. Die Nacht gehört den schöpferischen Menschen, den Künstlern. Die Stille der Nacht plagt aber auch die Schlaflosen mit düsteren Gedanken und Alpträumen. In der Stille der Nacht können Gedanken hochkommen, die wir während des Trubel des Tages verdrängen können. 

Die Nacht ist Schöpfungsphase und Alptraumphase.

Kommentare:
W. am 30. Dezember 2003 um 17:44
Du schreibst das sehr schön: Die Nacht ist Schöpfungsphase und Alptraumphase. Im Winter dauert mir die Nacht allerdings eindeutig zu lange! Also ist im Moment mehr Alptraumphase angesagt und das schon am späten Nachmittag.

schlagloch am 31. Dezember 2003 um 13:52
Mit dem neuem Jahr wird jeder Tag länger und die Nacht kürzer. Es gibt wieder mehr Licht.

31.12.2003   WEBLOG . BÜHNE

In der Silvesternacht gibt es in den meisten Dörfern und Städten ein Silvesterfeuerwerk. Um Mitternacht wird es taghell. Wir treten auf die Bretter welche die  Welt bedeuten. Jeder auf seiner Bühne und jeder ist ein Hauptdarsteller. Die einen treten in einem kleinen Theater auf, im Dorftheater, andere im Verborgenem, das ist die Kellerbühne. Wieder andere im Landestheater mit gekauftem Publikum. Eine kleine Schar von Menschen vor ausverkauften Plätzen und gelangweilten Zuschauern im Staatstheater. Sie stehen in der breiten Öffentlichkeit, sind schlechte Schauspieler und überschätzen ihr Talent. Sie sind von sich so eingenommen, dass sie die Buhrufe nicht hören. Die einen haben etwas wichtiges zu sagen und sagen dies so leise, dass sie niemand hört. Andere übertönen mit ihren leeren Worthülsen alle, jeder hat einen anderen Ton. Die Rollentexte sind unterschiedlich lang. Die einen sagen nur ein paar Worte, andere Texte nehmen kein Ende. Manche Theater sind fast leer, bei anderen Aufführungen verlassen die Zuschauer während der Vorstellung das Theater. Ist das Silvesterfeuerwerk zu Ende versinkt die Bühne in der Dunkelheit.

Weblog ist  Bühne.

Kommentare

E. 1. Januar 2004 um 11:27
So harte Worte am Neujahrstag! 

schlagloch am 8. Januar 2004 um 19:44

Niemand weis wie lange sein Feuerwerk brennt.