stille:nacht

Während der Fahrt auf der Bundesstraße, vom Grenzort Thörl-Maglern Richtung Villach, kann ich es nicht ausblenden, dass die himmlische Zeit, die Weihnachtszeit, kommt. Nach der Größe des Geldbeutels der Gemeinde spannen sich über die Bundesstraße Ensemble von beleuchteten Sternen, Engeln und Weihnachtsschlitten. Ist der finanzielle Rahmen kleiner, so genügen auch einzelne Sterne, montiert an den Straßenlaternen. Dem Niveau nach geldlicher Verfügbarkeit passen sich auch die geschäftlichen und privaten Weihnachtsdekorationen an. Die Bank schmückt ihre Fassade mit einem Lichtervorhang über mehrere Stockwerke, bei einigen lokalen Einzelhändler genügt eine Tannengirlande mit Glühlampen, angebracht entlang des Vordaches. Wer hoch hinaus will schmückt den Dachfirst mit einer Lichterkette. Zu Kitsch verkommt oder ist es heimelig, wenn in den Vorgärten der Einfamilienhäuser Renntiere und Rehe grasen? Der Weihnachtsmann verschafft sich über den Balkon Zugang zum Wohnzimmer.

Bei den Leithammeln der Einkaufszentren ist alles etwas größer, die Fülle und Höhe der Lichterketten lässt den ausgabefreudigen Konsumenten erschaudern. Weihnachten ist bald, wobei niemand mehr genau Bescheid weiß, wozu es gut sein könnte, was es ist? Hunderten Facebook Freunden einen Link von einem gspassigen Video weiterleiten, wie der Weihnachtsmann den täglichen Stoßverkehr in der Innenstadt regelt? Ach ja, natürlich frohe Weihnachten wünschen. In den Warenhäusern bewegt man sich durch eine Fülle von weihnachtlichen Dekorartikel, die das Zeug in sich haben, das Wohnzimmer zuzumüllen. Nach Weihnachten blockieren sie im Kellerraum für ein Jahr die letzte freie Stellage, bis es wieder weihnachtet. Auf allen Kaufhausetagen erklingen Weihnachtslieder, ob man sich gerade Ketchup und Heumilchkäse in den Einkaufswagen legt, drei paar Socken aus dem Aktionskorb nimmt oder ein Küchenmesser kauft. Wem dieser Trubel zu viel wird und sich dessen entledigen will, der findet auf dem Hauptplatz oder dem Kirchenplatz, den zentralen Orten in den Kleinstädten, den Weihnachtsmarkt. Wird an eine alte Tradition angeknüpft, ist es der Christkindlmarkt. Das Gütesiegel für einen Markt oder ein Adventkonzert ist der Zusatz, „wie damals“. Um welches damals es sich dabei handelt bleibt offen. Ist es das damals,als vor zweihundert Jahren zum ersten Mal das heute bekannteste Weihnachtslied, „Stille Nacht, heilige Nacht“, erklungen ist? Es tut der Sehnsucht keinen Abbruch, dass nur ein kleiner Funke, eine homöopathische Dosis, vom damals heute noch zu spüren ist.

Fortsetzung folgt…

wahr:heit II

Weitere Minuten verstreichen, auf die zentrale  Bibelstelle wird nicht eingegangen. Persönlich gewinne ich den Eindruck, es wird ein großer Bogen um die Kernaussage gemacht. Der Priester will um jeden Preis bei der der Fernzeugung durch den Heiligen Geist nicht anstreifen. So spricht der Herr Pfarrer lieber darüber, dass das  Matthäusevangelium mit der Genealogie Jesu beginnt undsoweiter. Patriotisch wirkt für mich der Hinweis: „In wenigen Tagen wird in der ganzen Welt das wohl berühmteste österreichische Lied gesungen, Stille Nacht, heilige Nacht. Dessen erste Strophe endet mit den Worten, Christus der Retter ist da. Der Prediger sieht im heutigen Evangelium eine persönliche Hilfe: „Wir sollen Jesus in unserem Leben einen Platz geben, so wie es Maria tat, die seine Mutter wurde und wie es Josef erlebte, der nicht sein Erzeuger war und doch sein Vater wurde. Auf einen aufschlussreichen Satz zur Empfängnis durch den Heiligen Geist wartete ich vergebens. Auch bei den Ausführungen von Kardinal Schönborn zum obigen Matthäus Evangelium in einer österreichischen Tageszeitung suchte ich vergebens nach einer Erklärung.

Ludwig Wittgenstein sagte: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. An anderer Stelle: „Das Christentum gründet sich nicht auf eine historische Wahrheit, sondern es gibt uns eine Nachricht und sagt, jetzt glaube“! Und weiter: „So sonderbar es klingt: Die historischen Berichte der Evangelien könnten, im historischen Sinn, erweislich falsch sein, und der Glaube verlöre doch nichts dadurch. Aber nicht, weil er sich etwa auf allgemeine Vernunftwahrheiten bezöge sondern, weil der historische Beweis den Glauben gar nichts angeht.“

Aus dem Tagebuch…

wahr:heit

Aufmerksam horchte ich am  Adventsonntag der Verkündigung des Evangeliums in der Dreifaltigkeitskirche zu. Dieses Kirchenjahr begleitete uns der Evangelist Matthäus. Eine spannende und umstrittene Bibelstelle wird vorgetragen. Das Evangelium erzählt die Umstände wie Maria ein Kind erwartet, ohne mit ihrem Verlobten Josef intim gewesen zu sein. Josef empfindet dies als eine Schande und  will sich von ihr trennen. Im Traum erscheint ihm ein Engel, der ihn aufklärt: „Denn das Kind, das sie (Maria) erwartet, ist vom Heiligen Geist“.  Weiteres heißt es im Evangelium: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären…“ Bekannt ist diese Bibelstelle bei den Kirchengängern unter dem umgangssprachlichen Ausdruck Jungfraugeburt.

Gespannt warte ich auf die Auslegung des Evangeliums, auf die Predigt des Herrn Pfarrer. Für mich gehört die Menschwerdung Gottes zu den zentralen Eckpunkten des christlichen Glaubens. Zum Anderem widerspricht es unserem menschlichen Verständnis, dass der Heilige Geist, ein Spezifikum der katholischen Religion, mit einer irdischen Frau ein Kind zeugt. In den Mythen älterer Religionen gibt es dafür Parallelen, Götter haben immer wieder mit irdischen Frauen ein Kind gezeugt.

Die katholische Religion erhebt für sich einen geschichtlichen Wahrheitsanspruch. Wessen Art wird die Auslegung dieser Bibelstelle sein, frage ich mich still. Am Beginn der Predigt weist der Herrn Pfarrer auf folgendes hin: „Vom Anfang bis zum Schluss hat das Evangelium eine große Botschaft, Gott ist mit uns. Und diese Botschaft hat einen Namen, ein Gesicht. Sie ist nicht zuerst etwas, sondern jemand, Jesus“.

Aus dem Tagebuch…

weihnachts:countdown II

Nach einem Dammbruch am Gailfluss wurden Häuser überflutet. Vom Keller bis in den ersten Stock in Mitleidenschaft gezogen. Das Inventar, die Haushaltsgeräte, Einrichtung und Kleidungsstücke unbenutzbar. Die Böden und Mauern sind feucht und bedürfen einer aufwendigen Sanierung. Trotz großer Hilfsbereitschaft von Seiten der Feuerwehren und des Bundesheeres bleiben einzelne Betroffene mit ihren Schäden alleine zurück. In den ersten Tagen sind eine Reihe von Politiker in das Katastrophengebiet gefahren und haben litaneihaft versichert, dass man rasch und unbürokratisch helfen wird. Nachdem die Presse und das Fernsehen abgezogen sind, kommen die nackten Tatsachen, will heißen die Pragmatiker. Die Beamte, welche mit der Erhebung der Schäden beginnen. Wer weiß noch genau, in welchem Jahr der Kühlschrank oder der Küchenboden angeschafft wurde und zu welchen Kosten. Beide hätten noch lange ihren Dienst getan, es war nicht vorgesehen sie zu ersetzen. Plötzlich sind sie zerstört und viele andere Dinge auch. Vieles verzögert sich, öffentliche Finanzmittel müssen erst durch Gesetze und Beschlüsse freigestellt werden.

Die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung für die Katastrophenopfer ist gut. Es ist trotz alldem nicht möglich, dass der gesamte Schaden abgegolten wird. Das Schicksal wird erträglicher, spürt man, dass unbekannte Menschen am Unglück anteilnehmen und etwas zur Linderung beitragen. Bemerkenswert finde ich, dass Schüler im Rahmen eines Unterrichtsprojektes zur Linderung der Hochwasserschäden für einzelne Familien beitragen. Unter anderem versuchen sie intensiv in der Verwandtschaft Spenden zu lukrieren. Damit wird ihr soziales Verständnis gefördert. Der Staat oder die Versicherungen decken nicht alles ab. Durch solche Projekte werden die Jugendlichen von der älteren Generation neu wahrgenommen. Die Erwachsenen erleben, dass sich Jugendliche nicht nur für Fan & Fun  begeistern, sondern auch Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen. Die Jugend nicht in Drogen, Alkohol und Gewalt zu versinken droht. Die Handyzombies haben auch ihre effektiven Seiten. Mit Hilfe der neuen Medien, WhatsApp und Facebook, kann ein Projekt schnell organisiert und verbreitet werden.

Verwandtschaftsgruppe