fest:essen I

Ob den bevorstehenden Feiertagen mit reichlichem Essen vergessen wir oft, dass viele Menschen wenig, bis gar nichts zu essen haben. Diesen Umstand müssen wir zur Kenntnis nehmen. Jeder ist dazu aufgefordert sein Scherflein  beizutragen, damit es besser wird. Gelegenheiten gibt es dazu das ganze Jahr über, vermehrt appellieren karitative Organisationen in der Vorweihnachtszeit auf unser Mitgefühl. Ich denke, vielen von uns geht es gut und da darf es schon etwas mehr sein. Im Umkreis von den Kirchen entgeht man den Spendensammlern auf keinen Fall, hier wird für fast alles gesammelt. Eine Spende für die neue Orgel, die Dachziegel und es braucht Lebensmittel für den Sozialmarkt. Natürlich wird auch für eine Krankenstation in der Mission, die Einrichtung einer Schülerküche in Westafrika und für die Erdbebenopfer gesammelt. In den aktuellen Flüchtlingslagern sind Zehntausende vom Hungertod bedroht. Es gibt konkrete Aktionen für die Schicksal hart getroffenen Personen im Inland.

Aus Dankbarkeit für ein zumeist sorgenfreies Leben spende ich gerne dort und da. Ist es sinnvoller jedem ein wenig zu geben oder macht es mehr Sinn, einige wenige großzügiger zu unterstützen und andere abzulehnen? Bis heute habe ich es nicht geschafft  eine Liste anzulegen, was ich im Laufe des Jahres an Spenden und Unterstützungen ausgebe. Dies könnte ein Vorsatz für das neue Jahr sein.

Erlagschein

kater:bob

Auf dem Bahnhofsvorplatz, auf dem Gemüsemarkt und in der Fußgängerzone, beim Flanieren stößt man in Wien immer wieder auf Straßenmusikanten, Straßenmaler oder einfach Menschen ohne festes Einkommen. Sie versuchen, wie auch in anderen europäischen Großstädten, von den vorbeieilenden Touristen, Stadtbewohner und Marktbesucher etwas zu erbetteln. Außer den Straßenmusikanten hocken die Bettler zumeist am Boden auf einer Decke, die Ärmsten von ihnen auf einem Stück alten Karton. Neben sich ein Rucksack und ein Schlafsack, wo sich ihre Habseligkeiten befinden. In der kalten Zeit noch eine Thermoskanne mit Tee. Auffallend ist in den letzten Jahren, dass zumeist ein Hund mit eingezogenem Kopf und Schweif neben ihnen ruht. In Fressweite steht ein Futternapf mit etwas Tierfutter und eine Schüssel mit Wasser. Der Hund wirkt als Hingucker und erregt zumeist größeres Mitleid als der bettelnde Besitzer. Unter den Sozialhilfeempfänger hat es sich herumgesprochen, dass ein unterversorgtes Tier mehr an die Herzen der Menschen rührt, als ein hilfsbedürftiger Mensch. Auf einer Tafel wird um eine Spende für den Kauf von Tiernahrung geworben. Die Geldspenden dürften sich wohl das Herrl und der Hund teilen.

Das Betteln als Doppelback hat seinen Ursprung in London, wo der Straßengeiger James Bowen, welcher zusammen mit seinem Kater Bob musizierte, überregionale Bekanntheit erlangte. Gemeinsam sind sie vor einer U-Bahnstation aufgetreten und haben die Gabenfreude der Passanten mobilisiert.

Inzwischen hat James Bowen über seine Erlebnisse auf der Straße einige Bücher veröffentlicht. Unter anderem Ein Geschenk von Bob  und Wie Bob die Welt sieht. Die Bücher wurden zu Bestseller und ein Buch wurde  verfilmt. Inzwischen dürfte James Bowen und sein Kater Bob das Obdachlosenheim verlassen und es nicht mehr nötig haben als Straßenmusiker, bei jedem Wetter, in London auf der Straße zu stehen. In dieser Erfolgsgeschichte dürfte die Ursache dafür liegen, dass sich viele Vagabunden, der leichteren Handhabung mit einem Hund, auf die Marktplätze begeben.

Weihnachtsgeschenk.

lasten:frei

Im Rathauskeller von Ludwigsburg  erfahren wir bei der Bestellung von Original schwäbischen Maultaschen, die nur mittwochs serviert werden, einiges aus dem Leben der Kellnerin. Sie bedauert, dass ihr siebzigjähriger Freund noch immer nicht in Pension gehen will. Sein Spielwarengeschäft, mit integriertem Münzhandel, will er nicht aufgeben. Täglich eilt er morgens vor acht Uhr in den Laden, um abends nach achtzehn Uhr nach Hause zu kommen. Seit Jahrzehnten gibt es keinen gemeinsamen größeren Urlaub. Nur eine gesundheitliche Beeinträchtigung, welche sie ihm nicht wünscht, könnte ihn zum Einlenken bringen. Gemeint ist damit, dass er endlich das Geschäft aufgibt und in Pension geht.

Mit welchen Schwierigkeiten eine Geschäftsauflösung verbunden sein kann, schildert eine Verwandte. Nach einem Jahrzehnt Selbstständigkeit, mit einem Fachgeschäft für biologische Unterwäsche beiderlei Geschlechts, hatte sie keine Freude mehr am risikoreichen Unternehmersein. Schon seit längerem hat sie nach einem geregelten Einkommen und einer geregelten Arbeitszeit geschielt. Vor einem halben Jahr hat sie den Laden aufgelöst und will in ihren erlernten Beruf als Altenbetreuerin zurückkehren. Beim Abverkauf  des Warenlagers ist es tadellos verlaufen, einen kleinen Hacken gibt es. In ihrem Wohnungskeller stapelt sich biologische Unterwäsche, die sie während des Ausverkaufs nicht an den Mann und die Frau gebracht hat. Zumeist sind es Größen und Ausführungen die selten gefragt sind. Jetzt rätselt sie darüber wie sie diese Restposten, nochmals preisreduziert, verkaufen könnte. Eine Möglichkeit wäre Stammkunden persönlich anzuschreiben und auf die Restposten aufmerksam zu machen. Zum Anderem bietet sich auf Flohmärkten die Gelegenheit die Kellerware an die Schnäppchensucher zu verhökern. Auf jeden Fall werden Verwandte und Freunde bei Geburtstagen, Einladungen,  Jubiläen und auch dieses Jahr zu Weihnachten mit biologischer Unterwäsche beglückt.

Trotz dieses Handikaps ist der Cousine die Erleichterung, dass sie nicht mehr selbstständig ist, anzumerken. Es sei ihr eine Last von der Schulter gefallen. Daran kann auch eine noch zu erwartende Steuerprüfung nichts ändern.

Geschäft ade.

vor:weihnachten II

Zu den viel strapazierten Erwartungen der Weihnachtszeit gehört das Gefühl der Freude.  Man hofft auf den Straßen nur strahlenden Gesichtern zu begegnen. Im Spätherbst fragt man bereits die Kleinsten, freust du dich auf das Christkind?  Wirst du der Mama zur Weihnachtszeit eine Freude machen und brav sein?  Vollgepackt mit dem Wort Freude ist die christliche Liturgie in der Advenstzeit, die als Ganzes eine Vorfreude auf das Weihnachtsfest, auf die Geburt Christi sein soll. O Jubel, o Freud! Glückselige Zeit! Ein Kindlein geboren aus tausend auserkoren! Wenn ich mir die Auswüchse der  kirchlichen Institution wegdenke, dann vermittelt mir Gott Freude. Wie wenig ist von dieser Fröhlichkeit in unseren Breiten bei den Menschen angekommen? Statt Frohsinn, Zufriedenheit und Dankbarkeit über unsere Lage herrscht bei uns Angst, Unzufriedenheit, Hass und Neid. Es ist nicht verwunderlich, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper richten, auf seine Mängel und Beschwerden, welche in Fülle auftreten. Das beste Genussmittel ist der Mut, die Begeisterung etwas Neues zu beginnen, ohne ängstlich darüber nachzudenken, ob dies gelingt. Wie sinnvoll ist es im Alter Neues zu beginnen, mit der Ungewissheit ob die Zeit dafür reichen wird? Gemeint ist nicht die sprichwörtliche Zeit der immer zu kurzen Pensionstage, sondern die Lebenszeit.

Lebensfreude

vor:weihnachten I

Wir Alten, alt wie es früher bei betagten Menschen gebraucht wurde, spüren gerade vor den Weihnachtsfeiertagen, dass die Zeit immer schneller vergeht. Im Grunde ist es nicht die Zeit welche altert, sondern es ist unser Körper welcher verfällt. An den Feiertagen glaubt man zum Nichtstun verpflichtet zu sein. Plötzlich vergehen die Tage nicht mehr schnell genug. Dazu kommt, dass die Jahresfeste zumeist nicht nach den Regeln und Gebräuchen der Jugendzeit ablaufen. Manche Utensilien, welche zum weihnachtlichen Brauchtum dazugehörten, gibt es nicht mehr. Niemand von der jüngeren Generation würde sich für die Feiertage das Nichts vornehmen. Das Gegenteil ist der Fall, man setzt auf tolle Aktionen.

So entkommt uns Alten um die Weihnachtszeit der Stoßseufzer über die Hektik und den Stress, welche heute damit verbunden sind. Das Erbrechen über dem Konsumrausch und dem Kaufzwang. Wer sich in den Konsumtempeln der Draustadt umschaut, die Gesichter der vorbeieilenden Menschen beobachtet wird dem Hektischen, dem wo könnte ich das finden Blick, begegnen. Zu den Mythen der Alpenbewohner gehört die Vorstellung, dass es kurz vor Weihnachten schneit. Dazu der Wunsch, für die Meisten eine konkrete Hoffnung, dass das Fest der Feste friedlich ablaufen soll. Ein Fest, einfach das Fest. Seit der Jahrtausendwende hat sich durch den Klimawandel der Schnee und mit dem Schnee die Friedfertigkeit verflüchtigt. Durch die Erderwärmung  ist beides dahin geschmolzen.

Alle Jahre wieder.