pension:und

Betroffen sind vor allem Rentner die seit einem Jahr in Pension sind. Die Kurzzeit Pensionisten überschlagen sich, manchmal erschlagen sie sich mit den Aktivitäten welche sie in Gangsetzen. Vielerlei, was während der Berufstätigkeit zu kurz gekommen ist, hat sich aufgestaut. Jetzt will man sich kräftig nützlich machen. Endlich hat man die Zeit um seinem Wandertrieb zu frönen. Schön, wenn auch die Partnerin die Zeit und die Energie dazu hat. Dazu gehört, dass man sich bei den Aktivitäten des Naturschutzbundes einbringen will. Es gibt Erhaltungsarbeiten bei ökologischen Teichen und Naturschutz Flächen. Im Naturreservat Schütt braucht es freiwillige Helfer, welche sich um die Feuchtwiesen kümmern.

Die ersten Monate in der Pension werden auch gerne dazu genützt, Ausflüge und Reisen, welche man schon geplant hat, durchzuführen. Oft findet man erst jetzt die Zeit, weit entfernt lebende Verwandte zu besuchen. Weitere Möglichkeiten sind mit der Pfarre einen Wallfahrtsort zu erkunden, mit dem Gesangsverein an einem Städtepartnerschaftstreffen teilzunehmen. Hobby Sportler freuen sich darauf ihren Sport, sei es Tennis, Boxen, Radfahren, Schwimmen oder Skifahren intensiver zu betreiben. Mit intensiven Sport hofft man den Alterungsprozess zu verlangsamen. In den Gesundheitsbeilagen der Zeitungen liest man es immer wieder, dass Sport nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fit hält. Nachdem man das dritte Drittel des Lebens erreicht hat, will man sich darin möglichst lange aufhalten. Zuweilen wird beim Sporteln über das Ziel hinausgeschossen. Durch Abnützungen in Armen, Beinen oder Hüfte findet die Sportausübung ein jähes Ende. Im Ruhestand dreht sich nicht immer nur alles um den Körper, auch um den Geist. Es gibt die Muse zum Lesen, zum Musikhören oder für kreative Tätigkeiten wie Malen, Töpfern und Schreinern. Der Mann in Uniform entdeckt das Kochen, den Garten und einen Sprachkurs.

Bewusst gesund

hering:salat

Am Faschingssamstag sieht man Verkaufsstände vor einer Bäckerei oder Konditorei,  wo ein Verkäufer versucht Faschingskrapfen an die Narren zu bringen. Dabei herrscht italienische Marktstimmung. Fest verankert ist in meiner Erinnerung  der Anblick meiner Nichte am Villacher Bahnhofsplatz. Dort steht sie in den letzten Tagen des Faschings vor dem Forum Kaufhaus hinter einer Budel und mit ihrer zarten Stimme spricht sie die vorbeieilenden Pendler an, ob sie ein paar Krapfen kaufen wollen. Die zaghafte Stimme passt zu ihrer zarten Figur, von einen weißen, dünnen Geschäftsmantel umhüllt. Ein notdürftiger Schutz gegen die winterliche Kälte. In Kärnten wartet der Winter darauf, die Narren in den letzten Faschingsstagen kräftig mit Schnee und Kälte zu peinigen.

Die Hausfrauen kreieren zum Faschingssausklang nach Großmutters Rezept einen Heringssalat. Das erste Mal trifft man sich zum Vorkosten am Faschingssamstag und hofft eine Einladung zum Heringschmaus am Aschermittwoch zu bekommen. Während meiner Kaufmannschaft in Arnoldstein bin ich in den ersten Jahrzehnten der Einladung von der Drauland Resi  zum Heringssalat gerne gefolgt. Später der von der Annelies in der Thujen Straße. Beide können hervorragend kochen, dies zeigt sich besonders zu den Festzeiten. Zu Ostern beim Kärntner Reindling, zum Kirchtag bei der Gailtaler Kirchtagssuppe. Zu diesen heiligen Zeiten fädelt man es ein, bei ihnen aus einem banalen Grund vorbeizuschauen. Zumeist klappt es und man sitzt am Küchentisch.

Rollmops

fasching:krapfen

Das neue Jahr beginnt in Kärnten mit der fünften Jahreszeit, dem Fasching. Dazu gehören als Schmankerln die Faschingskrapfen, die Fleischnudeln und der Heringssalat. Je nach Betrachtungsweise freuen sich die einen auf die regionalen Köstlichkeiten, die anderen fürchten die zusätzlichen Kalorien. Es genügt nicht, von einer Bäckerei die Krapfen zu gustieren, der Feinschmecker will sich durch die verschiedenen Bäckereien der Draustadt durchkosten. Bei der Füllung der Krapfen wird schon experimentiert, es gibt sie mit Schokolade- Vanille- und Preiselbeerfüllungen. Die Krapfen mit Marillenmarmelade Füllung schmecken mir am Besten. Besucht man in der Faschingszeit in Kärnten Freunde oder wird besucht, dann hat man die nötige Anzahl von Krapfen dabei. Zu Beginn der närrischen Zeit türmen sich die Krapfen in den Supermärkten. Auf den Wochenmärkten werden die zumeist fettreichen Bauernkrapfen angeboten. Bei denen mutiert der Teig nicht zu einer Gupfform, sondern bleibt flach mit einem schwulstigen Rand. Die Form könnte man mit der einer kleinen Pizza vergleichen. Beim Verkaufen wird eventuell ein Löffel Marmelade aufgebracht.

Bei den Faschingskrapfen verhält es sich wie mit der Weihnachtsbäckerei, der größte Gusto herrscht zu Faschingsbeginn. Kaum jemand freut sich darüber, wenn man ihm zum Faschingsausklang einen Krapfen serviert. In vielen kleinen Handels- und Handwerksbetrieben ist es üblich, dass am Faschingsdienstag den Kunden ein Faschingskrapfen angeboten wird. Oftmals erhält man eine Absage, mit dem Hinweis auf die füllige Figur, auf die Kalorien. Ähnlich reagieren die Kunden, lädt man sie zu einem Stamperl Schnaps oder Likör ein. Dabei gibt es die Argumente, dass sie mit dem Auto unterwegs sind oder wegen der Einnahme von Tabletten nichts alkoholisches trinken dürfen. Langsam versandet der Brauch, den Kunden zum Fasching etwas anzubieten.

Brauchtum

neu:anfang

Noch räkle ich mich wohlig in der Weihnachtsstimmung, da nähert sich der Jahreswechsel. Vom Esstisch blicke ich auf den großformatigen Kalender mit Bildern von Claude Monet. Vom Kalenderblatt blickt mich die „12“ bedeutungsvoll an, darüber die Malerei, Großer Hafen von Le Havre. Gefühlsmäßig habe ich den Kalender für 2018 gerade erst aufgehängt und jetzt ist Ende Dezember. Den Kalender für 2019, mit Motiven von Kandinsky, Klee und Winter, habe ich vorläufig darunter angebracht. Symbolisch schaut der Kalender für das nächste Jahr einen Zentimeter unter dem Aktuellen hervor. Geradeso, als könnte er es nicht erwarten, gebraucht zu werden. Fünf Tage sind es bis dahin und das Tempo wie die Tage vergehen, ängstigt mich.

Ist das zur Neige gehende Jahr finanziell, partnerschaftlich oder gesundheitlich nicht gut verlaufen, dann wünschen sich diese Menschen, dass die letzten Tage bald vorbei sind. Beim Spaziergang bin ich einem Ehepaar aus der Nachbarschaft begegnet und wir haben über den kommenden Jahreswechsel gesprochen. Der Mann benützt beim Gehen zur Unterstützung Nordic Walkingstöcke. Vor zehn Tagen ist er aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sein Wunsch ist, dass dieses Jahr bald vorüber ist, in diesem Jahr war er  dreimal im Krankenhaus. Seit dem Frühjahr verursachten ihm Gallensteine Schmerzen. Zuerst probierte man sie mit einem minimalen Eingriff zu entfernen, dies ist aber nicht geglückt. Im Spätherbst gab es eine große Operation, wo der Gallenabgang freigelegt und alle Gallensteine entfernt wurden. Für seine Person will er dieses schmerzhafte Jahr so schnell wie möglich hinter sich lassen. Er hofft, dass neue Jahr verläuft gesundheitlich besser. Mit diesem Wunsch ist er bestimmt nicht allein. Ist im abgelaufenen Jahr etwas schiefgelaufen wünschen wir uns, dass das Neue in dieser Hinsicht besser wird.  Weiterlesen

digi:tal

Im Ars Electronica Zentrum in Linz habe ich die Möglichkeit mit einer, von Künstlicher Intelligenz gesteuerten, Seerobbe zu kommunizieren. Abhängig davon, wo ich der Seerobbe das Fell gestreichelt habe, am Hals, am Rücken, über die Flossen, hat sie verschiedenartig reagiert. Sie hat ihre Stimmlage verändert, verschiedene Bewegungen vollführt, vor allem mit dem Kopf und ihren Augen. In dem Augenblick, wo ich meine  Streicheleinheiten beendet habe, hat sie mich mit ihren Augen fragend angeblickt. Dadurch hat sie mich an unsere Hauskatze Undine erinnert.

Am Beginn einer abendlichen Podiumsdiskussion hat der Moderator den Teilnehmern eine Frage gestellt: „Haben die Referate ihre Einstellung zum digitalen Zeitalter positiv beeinflusst oder haben sie die Ausführungen geängstigt.“ Zwei Drittel der Zuhörer wurden durch die Vorträge verängstigt und nur ein Drittel hat sich ermuntert gefühlt. Die meisten Seminarteilnehmer waren Fünfzig plus. Der Großteil der freiwilligen Mitarbeiter in den Pfarren sind Menschen über Fünfzig. Das Abstimmungsergebnis hat mich schockiert. Es dürfte den Referenten mit theologischer Kompetenz nicht immer gelungen sein, positive Wege aufzuzeigen. Zu wenig wurde vermittelt, welche Wege notwendig sind, um die digitale Revolution, für die Seelsorge und eine bessere Welt zu nützen. Meine Erwartungen setzen auf die Generationen nach der Jahrtausendwende, diese war bei den Teilnehmern spärlich vertreten.

Betroffen bin ich davon, dass immer wieder auf die kurzlebige Dauer der gespeicherten Daten hingewiesen wurde. Durch die Fülle der digitalen Daten, welche täglich erzeugt werden, könnte es zu einem digitalen Super Gau kommen. In der Bibel gibt es viele apokalyptische Szenarien, die Referenten haben teilweise diese christliche Tradition fortgeführt. Die langfristige Verfügbarkeit der gespeicherten Daten für illusorisch befunden, diese würde von dem Medium Buch übertroffen. Wenn langfristig, müsste man seine Gedanken in Stein meißeln. Den CEO der großen Internetplayer, welche uns einen digitalen Kosmos und einen digitalen Himmel versprechen, eine Absage erteilt. Zur christlichen Ewigkeit gibt es kein Ebenbild. Für einen Zustand ohne Anfang und Ende gibt es nichts gleichwertiges, absolut nichts.

Endlos