zeiten:wechsel

Ein Anknüpfungspunkt unter Tischnachbarn ist zumeist die Frage nach der Herkunft, aus welchem Bundesland jemand kommt. Von der Aussprache lässt es sich manches Mal ableiten, wo jemand zu Hause ist. Die verwendeten Mundartausdrücke verraten viel. So ergeben sich Gemeinsamkeiten oder man lästert gegenseitig über die Eigenheiten der Nachbarländer. Bald schon wird das Verreisen selbst ein Thema, in der Annahme, dass dies nicht die erste Reise ist. Auch unter Rentner zeigen sich dabei Klassenunterschiede, die einen unternehmen Fernreisen und Bildungsreisen, die mit einigem finanziellen Aufwand verbundenen sind. Andere gönnen sich eine Busreise über ein verlängertes Wochenende, ihrer Rente angepasst. Dabei tritt ein eigenartiges Phänomen auf, dass Menschen die nur Kurzreisen unternommen haben, mehr von ihren Reisen erzählen können, als Leute die in exotischen Gegenden Urlaub machten. Unter Senioren gibt es Menschen die sich dem Reisen verschließen, nicht aus finanziellen Gründen, sondern Reisemuffel sind.

Das Spiel zwischen den Geschlechtern findet auch bei den Seniorenreisen statt. Alleinreisende Frauen und Männer beobachten sich abwechslungsweise. Oft entschließen sich Pensionistinnen gemeinsam zu einer Reise. Das eigene familiäre Umfeld ist in alle Winde zerstreut, da verbringt man die Jahresfeste lieber in einer fröhlichen Runde, als einsam in einer Mietwohnung.

Drei älteren Damen, die sich über ihre Alters- und Geschlechtsgenossen unterhalten haben, konnte ich beim Frühstück zuhören. Bitterböse haben sie  angemerkt, dass sich bei den Busreisen manche Frauen den Alleinreisenden Männern ohne Wenn und Aber an die Brust werfen. Das allerschlimmste sei, dass die Frauen ab einem gewissen Alter von den Männern mit keinem Blick mehr beachtet werden. Weltreisende.

Schneemann mit Meerblick

Schneemann mit Meerblick

Allen Blogbesuchern ein glückliches Neues Jahr ! Danke für den Besuch und  die Kommentare !

kraft:tage

Jeder Betrieb und jede Branche hat ihre Saisontage, an denen sehr viel zu tun ist. Bei einem Reifenhändler sind es die Tage im Spätherbst, wenn der erste Schnee angekündigt wird. Obwohl Mitte November haben sich viele Autofahrer mit dem Reifenwechsel Zeit gelassen und da für kommende Woche Schneefälle angesagt sind, drängen alle zum Reifenwechsel. Der Angestellte bei der Annahmestelle wird durch das Läuten des Telefon ständig in seiner Arbeit unterbrochen, kaum hat er den Hörer aufgelegt, meldet sich schon die nächste Kundschaft am Telefon und ersucht um einen Termin für die Reifenmontage. Manche Autofahrer versuchen es auf gutem Glück und stehen dann vor verschlossener Werkstatttür, und es kommt zu einem Streit, wenn jemand versucht in eine freiwerdende Box einzufahren.

In diesen Wochen ist es für alle, die in der Reifenbranche tätig sind, gleichgültig ob man im Großhandel arbeitet oder vor Ort bei der Montage, unmöglich abzuschalten. Dabei ist es gerade in Zeiten, wo es auf uns einstürmt wichtig abzuschalten und sich zu regenerieren. Beim Auto ist es für uns selbstverständlich bei leerem Benzintank aufzutanken oder die schwache Autobatterie aufzuladen. Nur der Mensch hat nicht die Zeit zum Aufladen er macht weiter bis er völlig ausgebrannt ist, und wundert sich, wenn es zum Auftanken zu spät ist.

Spätberufener.

frauen:arbeit

Auf einem Felsen in der Nähe von Villach befindet sich die Wallfahrtskirche Maria Gail, zu deren Füßen der Tennisplatz und der Fußballplatz. Bei meinen Ausfahrten mit dem Fahrrad, von Judendorf über Warmbad nach Tschinowitz, ein Lieblingsplatz für ein kurzes Innehalten. Vor dem Vereinsgebäude des Fußballclubs laden Bänke und Tische zum Sitzen ein. Der ideale Ort um eine Pause einzulegen, einen Blick auf die Bergspitzen der Julischen Alpen zu werfen und die aufkeimenden Gedanken in meinem Notizbuch festzuhalten. Gelegentlich den Traum der vergangenen Nacht zu klären oder auch nur dazusitzen und mich in das Magnetfeld der Wallfahrtskirche ober mir einzuklicken. Im Clubhaus befinden sich die Aufenthalts- und Umkleideräume, sowie die sanitär Räume, die Duschen und die WCs.

Täglich reinigt in aller Früh eine Frau die Vereins- und Sanitärräume und den Vorplatz des Clubgebäudes unentgeltlich. So strahlt dieser Platz, wie viele andere Vereinsanlagen rund um Villach, Sauberkeit aus. Bei den meisten Vereinen herrscht die traditionelle Rollenverteilung. Die Männer kümmern sich um die öffentlichen und die organisatorischen Angelegenheiten, die Ehefrauen oder Witwen um die Sauberhaltung der Anlagen. Ihre Mithilfe wird gewünscht,  wenn es gilt ein Vereinsfest zu organisieren und die Gäste zu bedienen. Dazu kommen noch die Salate vorzubereiten und einen Kuchen zu backen.

In der Wallfahrtskirche ist die Rollenverteilung ähnlich, der Pfarrer tritt in der Öffentlichkeit auf, die Frauen erledigen die Putz Arbeit und sorgen für den Blumenschmuck im Kirchenschiff. Es ist einerlei, ob Sportler- oder Pfarrfest, es braucht die Unterstützung der Frauen.

Ein Stück weiter begegne ich auf dem Feldweg, der die Gail entlang führt, einer Hasenfamilie. Sie zeigt keine Scheu und verschwindet ohne Hast im naheliegenden Acker . Ob es bei ihnen auch die traditionelle Rollenverteilung gibt? Wer wohl bei der Hasenfamilie die Stallarbeiten macht?

Frauenarbeit.

pension:tag

Solange man im Berufsleben integriert ist kann man sich schwer vorstellen, wie man einen Monat ohne Arbeit verbringt.  Man hat Erfahrungen mit den Krankentagen, den freien Wochenenden und mit dem Urlaub. Die Krankentage kann man nicht zu den freien Tagen rechnen, da man zumeist geschwächt durch Fieber oder andere Schmerzen zu Hause im Bett liegt.  Dabei wird nicht nur die akute Krankheit auskuriert,  sondern es kommt die Müdigkeit dazu  und man ist  froh über ein wenig Auszeit. Die Wochenenden und die Urlaubstage sind zumeist mit verschiedenen Aktivitäten, sei es Sport und Unterhaltung, mit Heimwerken oder Verreisen ausgefüllt. In wenigen Fällen geht es dabei um Erholung und Auspannen, eher um Abwechslung. Für die berufstätigen Frauen trifft dies besonders zu, weil von der Hausarbeit manches unerledigt ist und vieles an den Wochenenden erledigt wird. So verfügt man  über arbeitsfreie Tage, aber diese sind zumeist verplant.

Wie stellt sich die Situation  dar, wenn man über freie Monate verfügt, wo die Tage nicht zum Großteil durch Arbeit  bestimmt werden?  Auch die Arbeitszeiten sind nicht mehr vorgegeben.  Steht man im Arbeitsleben fällt es leicht die Frage zu beantworten, was man den ganzen Tag gemacht hat. Beim Aufzählen ergibt dies eine Litanei, obwohl man keinen Wert auf Vollzähligkeit legt.  Meistens wird darüber geklagt, dass man aus Zeitmangel manches nicht erledigen konnte. 

Anders ist die Situation in der Pension  und man wird von Verwandten mit der Frage konfrontiert, wie man den Tag verbringt?  Gibt es eine Tätigkeit, die mit den früheren Aktivitäten vergleichbar ist?  Man erzählt, dass man meistens später aufsteht, länger frühstückt und sich  entschließen muss das Frühstück zu beenden. Es wird die Zeitung aus dem Briefkasten geholt und darin ein wenig gelesen. Gelingt es noch an der Telegymnastik teilzunehmen, dann war es  ein geglückter Vormittag.  Es bleibt Zeit für ein Buch, um dann zu besprechen  was zu  Mittag  gekocht wird.  Vielleicht fehlt dafür  die eine und  andere Zutat und muss vom Supermarkt geholt werden.

Dalli Dalli.  

 

alle:zeit

Nachdem einige Lebensjahrzehnte hinter mir liegen erkenne ich, wie viel Sorgen und Leid die Zeit verursacht. Diese Einsicht habe ich heute, im letzten Drittel des Lebens, zurückblicken war früher kein Thema. Im ersten Drittel des Lebens, die ersten dreißig Jahre, gab es kein  Zeitproblem. Im Vergleich zu heute wurde vieles in der halben Zeit erledigt. Ich orientierte mich an Dingen, die mir Spass gemacht haben und dafür war keine Zeit zu kostbar und es gab keinen ungünstigen Zeitpunkt. Ist es um Unterhaltung gegangen, dann war jede Tages- und Nachtzeit recht. Die Zeit für die dringenden Arbeiten sah ich in der nahen Zukunft, nicht in der Gegenwart.

Den größten Ärger mit der Zeit gab es im zweiten Drittel des Lebens. Dort ging es um  den Erwerb, den Aufbau, ich hatte das Gefühl anderen hinterherzuhinken. Ich dachte an Dinge die ich auf keinen Fall versäumen wollte, dies hat zu Zeitproblemen geführt.  Einige  berufliche und menschliche Wünsche waren in meiner voraussichtlichen Lebenszeit nicht mehr unterzubringen. Für manche Wünsche gab es biologische Grenzen, andere Vorhaben können im Alter rein körperlich nicht mehr durchgeführt werden. Dieser Lebensabschnitt hatte auch seine gesundheitlichen Tücken, dabei konnte ich zuschauen, wie die Zeit den Berg hinab rinnt.

Wo vieles geglückt ist, ist der Moment gekommen, mit der Zeit Frieden zu schließen. Über manches, was ich  erreicht habe staune ich, ich habe nicht mehr damit gerechnet. Heute betrachte ich jeden Tag als Geschenk, der nicht ungenützt verstreichen soll, aber ich will keine Forderungen stellen. Zum bisherigen Erlebten das Eine und das Andere neu dazu fügen. Meine Einstellung zur Zeit hat sich verändert. Ich denke daran, dass sich einige Dinge durch die Zeit selbst erledigen, aber auch von mir verschiedene Handlungen und Entscheidungen verlangt werden. Ich führe keinen Streit mehr mit der Zeit, kein Hadern, einmal hat die Zeit für mich ein Ende.

Alles hat seine Zeit.