EIN:fluss

Der Wert eines Menschen wird von vielen daran gemessen, wie viel Macht und Einfluss jemand ausübt. Man beneidet jene, die in der Gemeinde oder im Bezirk Einfluss besitzen. Im Vordergrund steht dabei der politische Einfluss und dieser wird oft überschätzt. Den wirklichen Einfluss üben jene aus, die das Kapital haben und damit die politischen Mandatare beeinflussen können. Sie nehmen die Arbeitnehmer als Geisel und lassen sie gegen Subventionen frei. Schon oft hat sich die “starke Hand” der Gewerkschaft vom Kapital besiegen lassen. Das Militär spielt in Österreich keine bedeutende Rolle, in anderen Staaten schon. Jede politische Richtung versucht auf den einzelnen Bürger Einfluss zu nehmen. Würde der durchschnittliche Bürger befragt werden, wer den stärksten Einfluss im Staat ausübt, dann würden wahrscheinlich die Namen der Regierungsmitglieder fallen. In Österreich zusätzlich der Name eines Kleinformatblattes, welches wegen seiner großen Verbreitung die Politik und die Wirtschaftsgrößen beeinflusst. Die stärksten Einflüsterer, die Werbung, beginnt bereits bei den Kindern, sie können der Werbung am wenigsten Widerstand entgegensetzen.

In immer stärkeren Maße verändern wir die natürlichen Abläufe der Natur und beeinflussen so die Umwelt, nicht immer zum Vorteil. Dem Einfluss des Menschen entzieht sich die Zeit. Es ist nicht möglich die Zeit, das verstreichen der Zeit, zu beeinflussen. Vom Gefühl lässt sich die Zeit verschieden definieren, man sagt, dass die Zeit einmal schneller und dann wieder langsamer vergeht. An der gemessenen Zeit ändert dies nichts. Die Zeit würde es nicht mehr geben, wenn wir sie anhalten, beschleunigen oder bremsen könnten.

Zeitlos.

TAGES:tipp

Hat man über Jahrzehnte in einem Fachgeschäft als Verkäufer gearbeitet, Waren bestellt, ausgepackt und eingeräumt, sowie Kunden beraten und bedient, dann kann man es sich schwer vorstellen, dass man von einem Tag auf den Anderen nicht mehr so viele Kontakte mit Menschen haben wird. Während des Verkaufen wurde einem vieles erzählt, ohne das man danach gefragt hat. Es war selbstverständlich, dass man sich zu aktuellen Ereignissen geäußert hat, einmal belustigt, ein andermal besorgt. Oft hat man den Pessimismus für die Zukunft, der von den älteren Kunden gekommen ist, die auf einer sicheren Basis stehen, nicht geteilt und auf positive Aspekte hingewiesen.

Hatte ich in der Reinigungsannahme Dienst, haben mir die Frauen die erstaunlichsten Geschichten darüber erzählt,  wie die Flecken in die Hose, in das Kleid oder auf die Krawatte gekommen sind. Meistens wurde erzählt, wo es passiert ist, bei einer Hochzeit, Geburtstagsfeier, Ballbesuch oder zu Hause. Dazu gleich wo das Kleidungsstück gekauft wurde, wie viel es gekostet hat und wielange man es schon trägt. Ähnliches passierte, wenn ich Retourpakete für Modeversandhäuser entgegengenommen habe, dabei waren es hauptsächlich Kundinnen. Die häufigste Ursache warum etwas zurückgeschickt wird ist, dass das Kleid, die Bluse oder der Mantel im Katalog viel schöner ausgesehen hat, als er jetzt in Wirklichkeit ist. Manches Mal ist der Retourgrund die falsche Größe, man hatte die Hoffnung, dass die kleinere Größe noch passen würde. Es gab Bestellungen für mehrere Modelle, damit man zu Hause in Ruhe probieren und gustieren kann.

Die größere Auswahl.

GESCHÄFT:gründung II

Der Schritt das Papiergeschäft zu übernehmen und die Entscheidung zur Selbstständigkeit mit zwanzig Jahren erfolgte sehr spontan. Dabei waren einige Fragen offen, wie meine Kündigung in einer Spittaler Damenschuhfabrik. Eine Woche vor meiner Neuübernahme überraschte ich den Personalchef bei seinem morgendlichen Kontrollgang durch die Fertigungshalle damit, dass ich ihm mitteilte, ich werde am Montag nicht mehr zur Arbeit kommen, da ich am Mittwoch mein eigenes Geschäft eröffne. Der Personalchef wurde ungehalten und bestand von Firmenseite darauf, dass ich eine vierzehntägige Kündigungsfrist einhalten müsste. Für mich, als „Absatzschrauber“, müsste zuerst ein Ersatz gefunden und jemand neu eingeschult werden. Ich arbeitete in der Endfertigung am Montageband in Akkord. Jeder Ausfall eines eingeschulten Arbeiters oder Arbeiterin bedeutete einen Rückgang bei den Produktionszahlen. Allein  dadurch, dass manche Lederteile ungenau zugeschnitten waren, ist es zu Verzögerungen bei der Montage gekommen und hat zu gegenseitigen Schuldzuweisungen geführt, weil jeder sein maximales Pensum erreichen wollte. In den siebziger Jahren wurde jeder Schuh „gebraucht“ und war bereits vorbestellt. Ich hielt an meiner Ankündigung fest.

Etwa zehn Minuten später kam der deutsche Betriebsleiter zu mir und machte mich darauf aufmerksam, dass, sollte ich die Kündigungsfrist nicht einhalten, jeder Schuh, der durch meinen spontanen Abgang weniger produziert wird, von meinem Lohn abgezogen wird.

Als ich vor kurzem diese Episode bei Freunden erzählte, berichtete ein Zuhörer von einer ähnlichen Erfahrung. In einer Fabrik von Fernseh- und Radiogeräten ist es bei der Montage zu ähnlichen Szenen gekommen. Es hat soweit geführt, dass sich die Frauen gegenseitig an den Haaren gezogen haben, wenn eine am Montageband zu langsam war.

Solidarität

 

GLÜCKS:bringer II

Der Jahreswechsel ist auch damit verbunden, dass es in den Zeitungen und im Fernsehen eine Rückschau auf die Ereignisse des vergangenen Jahres gibt. Dabei kann man feststellen, dass, blickt man sechs oder neuen Monate zurück, man von Vielem nichts mehr weis. Wie schnell manches Unglück, Erdbeben, eine politische Wende aus den Schlagzeilen verschwunden ist, weil schon die nächste Katastrophe an die Tür klopft und Einlass begehrt. Dabei werden Dauerzustände, wie Hungersnot, Kinderarbeit, Flüchtlingselend, sowie Bürgerkriege in der dritten Welt nicht mehr wahrgenommen, von unserem Hirn ausgeblendet, weil wir sonst erdrückt würden. Regelmäßig zum Jahreswechsel erinnert man sich in den Medien der prominenten Toten, aus dem kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben. Hat es in der Familie einen Todesfall gegeben, so denkt man am Weihnachtsabend und am Silvesterabend derer besonders. Es ist heilsam, zwischen all der Hektik und Betriebsamkeit derer zu Gedenken, weil wir spüren, dass es nur eines kurzen Anstoßes bedarf um hinwegzuscheiden und die Zeit für keinen ewig dauert.

Da ist es nicht weit, wenn man darüber spekuliert, da es auf der Welt verschiedene Zeitzonen gibt und der erste Jänner in Sidney viel früher kommt als in Wien oder in New York wie es bei einem oft vorausgesagten Weltuntergang wäre? Würde dieser zuerst in Sidney beginnen, später dann Österreich erreichen und zu guter letzt Amerika betreffen. Man könnte, wie wir es zu Silvester im Fernsehen erleben mit der  Begrüßung des neuen Jahres, den Weltuntergang von Australien ausgehend live im Fernsehen übertragen. Wir könnten in Europa solange zusehen bis er uns erreicht hat und wir mit einem „Flop“ ausgelöscht würden. Weltuntergang als Unterhaltungsshow mit großem Realitywert bis zur letzten Sekunde.

Zukunftshoffnung.

GLÜCKS:bringer

Rund um den Jahreswechsel gab es eine Fülle, ich sage eine Überfülle, von Angeboten wie man in den letzten Tagen des alten Jahres Zerstreuung findet. Die Tatsache, dass etwas zu Ende geht und etwas Neues beginnt, macht uns Angst. Unzufriedenheit oder Sorgen verschwinden auch durch einen Jahreswechsel nicht, nicht von einem Tag auf den Anderen. Da nützt kein Silvestermenü, kein Sekt und keine Feuerwerksraketen. Wir können damit einen schlechten Zustand für ein paar Stunden ausblenden, der dann umso stärker in unser Bewusstsein zurückkehrt. Was bleibt von den vielen ernsten oder spaßhaften Voraussagen, wobei sich auf diesem Gebiet nicht nur heutige Astrologen zu Wort melden, man greift zurück auf Seher wie Nostradamus oder die Prophezeiungen der Mayas. Dazu kommen sogenannte Trend- und Zukunftsforscher, mit eigenen Instituten, die sich anmaßen,Trends für die nächsten Jahre vorherzusagen. Dabei hat man längst vergessen, was dieser Herr oder diese Frau vor fünf Jahren gesagt hat, niemand fragt mehr danach. Geholfen wird der Gesellschaft durch Zukunftsforscher nicht, weil die neuen Visionen kommen von den kreativen, schöpferischen Menschen, die stehen meistens nicht auf den Showbühnen.

Dazu passt, dass zu Jahresbeginn in den Medien darüber spekuliert wird, was das Neue Jahr bringen wird. Mit Aussagen von Politiker, das manche Krisen gelöst sind, die uns dann umso heftiger ein ganzes Jahr beschäftigen werden und von uns allen finanzielle Opfer verlangen. Wie oft ist vergangenes Jahr, in Zusammenhang mit der Eurokrise das Wort gefallen, wir können alles stabilisieren, wir haben die Lösung?

Bei all den Ankündigungen und Berichten ist es aufgefallen, als ein Regionalsender zu Jahresbeginn die Hörer aufgefordert hat, im Studio anzurufen und zu erzählen, was ihnen im abgelaufenen Jahr Glück gebracht hat. Innerhalb weniger Minuten haben sich über hundert Hörer gemeldet, die von positiven Erlebnissen berichten konnten.

Für mich habe ich den Versuch gemacht, in Stichworten die Jahre aufzuschreiben, von denen ich sagen konnte, die haben mir Glück gebracht. Bald musste ich feststellen, dass die Zahlen bis fünfundzwanzig nicht ausreichten um die guten Jahre zu nummerieren. Da verlieren einige schlechte Jahre schnell an Bedeutung, vielleicht haben sie etwas positives zu den anderen Jahren beigetragen.

Zahlenlotto.